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GenLayer, ein neu gegründetes Start-up, möchte das Vertrauen in agentenbasierte KI durch eine blockchainbasierte Infrastruktur stärken. Damit solle es KI-Agenten möglich sein, Verträge autonom zu erstellen, Zahlungen abzuwickeln und Vereinbarungen auszuführen1GenLayer offers novel approach for AI agent transactions: getting multiple LLMs to vote on a suitable contract.
Laut GenLayer besteht ein zentrales Problem darin, dass KI-Agenten einander nicht vertrauen, was zu Schwierigkeiten bei der Durchsetzung von Vereinbarungen führt. GenLayer plant, herkömmliche Smart Contracts in “intelligente Verträge” umzuwandeln, die flexibler und anpassungsfähiger sind.
Aufgaben der KI-Agenten
- Vertragsmanagement: KI-Agenten sind in der Infrastruktur von GenLayer dafür verantwortlich, intelligente Verträge zu erstellen und zu verwalten.
- Entscheidungsfindung: Durch die Implementierung eines AI-gesteuerten Konsensmodells stimmen mehrere KI-Modelle über die Gültigkeit von Entscheidungen oder Verträgen ab. Dies stellt sicher, dass keine einzelne KI-Entität die Kontrolle hat und dass Entscheidungen auf einer breiten Basis von Validierungen beruhen.
- Vertrauensbildung: KI-Agenten tragen zur Schaffung eines vertrauenswürdigen Umfelds bei, indem sie in einem dezentralisierten System agieren, das Manipulationen durch Einzelne verhindert. Dies erfolgt durch das Konzept der „optimistischen Demokratie“, bei dem eine Gruppe von Validatoren die Ergebnisse von KI-generierten Verträgen überprüft.
- Interoperabilität: Ermöglicht die Verbindung zwischen On-Chain- und Off-Chain-Daten, wodurch sie den Zugang zu realen Informationen und die Anpassung an sich ändernde Bedingungen unterstützen.
- Streitbeilegung: Im Falle von Konflikten oder Unstimmigkeiten spielen KI-Agenten eine Rolle bei der Schlichtung und Beurteilung von Verträgen, indem sie eine gemeinsame Basis für die Interpretation und Entscheidungsfindung bieten.
- Adaptive Vertragserfüllung: Durch die Fähigkeit, sich an dynamische Bedingungen anzupassen und unstrukturierte Daten zu verstehen, können KI-Agenten sicherstellen, dass Verträge unter realen Bedingungen effizient und effektiv ausgeführt werden.
Smart Contracts vs. Intelligente Verträge
Smart Contacts wurden von Vitalik Buterin, dem Gründer von Ethereum, populär gemacht. Dabei handelt es sich um digitale Verträge, die auf der Ethereum-Blockchain laufen und automatisch Aktionen ausführen, sobald vordefinierte Bedingungen erfüllt sind. Ihre Funktionsweise basiert auf Programmcode, der transparent und manipulationssicher auf der Blockchain gespeichert wird.
Intelligente Verträge, wie sie von GenLayer entwickelt werden, sind eine Weiterentwicklung herkömmlicher Smart Contracts. Sie funktionieren folgendermaßen:
- Flexibilität: Intelligente Verträge sind so gestaltet, dass sie unstrukturierte Daten verarbeiten und komplexe natürliche Sprache verstehen können. Das ermöglicht eine Anpassung an reale Bedingungen und Änderungen.
- Optimistische Demokratie: Dieses Modell ermöglicht es mehreren KI-Modellen, über die Validität eines Vertrags oder einer Entscheidung abzustimmen. Dadurch wird gewährleistet, dass keine einzelne KI die Kontrolle hat, was Manipulationen verhindert.
- Entscheidungsfindung: Wenn ein Vertrag eingereicht wird, verarbeitet ein führender Validator den Antrag und schlägt ein Ergebnis vor. Weitere Validatoren überprüfen unabhängig die Transaktion. Wenn die Mehrheit zustimmt, wird die Transaktion abgeschlossen; andernfalls wird ein neuer Validator ausgewählt.
- Interoperabilität: Intelligente Verträge können sowohl on-chain als auch off-chain Datenquellen nutzen, was bedeutet, dass sie mit realen Daten und externen Informationen verbunden werden können.
- Sicherheit und Anreize: GenLayer verwendet ein Token-Modell (GEN), um Validatoren zu belohnen und Anreize für ehrliche Transaktionen zu schaffen.
Insgesamt zielen intelligente Verträge darauf ab, schneller, kostengünstiger und anpassungsfähiger zu sein als traditionelle Smart Contracts, um den Anforderungen einer dynamischen Wirtschaft gerecht zu werden.
Ein weiteres wichtiges Element der GenLayer-Infrastruktur sind sog. Dezentrale autonome Organisationen (DAOs).
Hier sind einige der Hauptfunktionen, die DAOs übernehmen:
- Governance: DAOs ermöglichen eine gemeinschaftliche Entscheidungsfindung. Mitglieder können über wichtige Fragen abstimmen, wie etwa Änderungen an den intelligenten Verträgen oder die Nutzung von Ressourcen. Dies fördert die Transparenz und demokratische Beteiligung.
- Anpassungsfähigkeit: DAOs können ihre Governance-Modelle basierend auf Echtzeit-Feedback aus der Community anpassen. Dadurch sind sie flexibler und können besser auf Veränderungen im Markt oder in der Technologie reagieren.
- Ressourcenverwaltung: DAOs können Mittel verwalten, die für die Ausführung von intelligenten Verträgen oder anderen Projekten benötigt werden. Sie können entscheiden, wie und wo diese Mittel eingesetzt werden.
- Kollaboration: DAOs fördern die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen KI-Agenten und anderen Teilnehmern im Netzwerk. Sie schaffen eine Plattform, auf der verschiedene Akteure zusammenarbeiten können, um gemeinsame Ziele zu erreichen.
- Vertrauen und Sicherheit: Durch die dezentrale Natur von DAOs wird das Vertrauen in die Entscheidungsfindung erhöht, da keine zentrale Autorität existiert, die manipuliert werden könnte.
Dies ist besonders wichtig in der KI-Wirtschaft, in der Vertrauen essenziell ist. Insgesamt sollen DAOs dazu beitragen, dass intelligente Verträge und die von GenLayer geschaffene Infrastruktur effizienter und vertrauenswürdiger funktionieren, indem sie einen Rahmen für gemeinsame Entscheidungsfindung und Governance bieten.
GenLayer zielt darauf ab, eine vertrauenswürdige Schicht zu schaffen, die es KI-Agenten ermöglicht, sicher und effizient zu interagieren, ohne auf langsame menschliche Systeme angewiesen zu sein.
Das Unternehmen hat verschiedene Anwendungsfälle in der Pipeline, darunter KI-gesteuerte Lieferketten und dezentrale Finanzanwendungen. GenLayer sieht sich als Pionier für den rechtlichen Rahmen, der für eine vertrauenswürdige KI-Wirtschaft notwendig ist.
Anmerkung
Bislang funktionieren blockchain-basierte Lösungen, die Smart Contacts verwenden, gemessen an ihrem Anspruch, nur sehr bedingt. Das liegt zum einen an rechtlichen Fragen, Fragen des Datenschutzes und den hohen Implementierungs- und Wartungskosten. Komplexe Vertragswerke mit Interpretationsspielraum eignen sich derzeit nicht für Smart Contracts — das dürfte auch für intelligente Verträge wie GenLayer sie vorsieht, zutreffen.
Nur selten kommen Blockchain-Projekte über die Proof of Concept — Phase hinaus. Ein Gartner-Report stellte fest, dass viele westliche Unternehmen zwar stark in die Quantität von Blockchain-Projekten investiert haben, diese aber oft vor der Produktionsphase stoppten2Blockchain-Industrie wächst global. Der Grund dafür war, dass es außer dem Proof of Concept (PoC) nichts Substantielles gab, was eine Fortführung gerechtfertigt hätte. Obwohl es in einigen Bereichen wie DeFi und Tokenisierung von Vermögenswerten Fortschritte gibt, ist eine flächendeckende Verbreitung in naher Zukunft unwahrscheinlich. Die Technologie befindet sich noch in einer frühen Phase, und es wird wahrscheinlich noch Jahre dauern, bis sie ihr volles Potenzial entfaltet und breit akzeptiert wird3Blockchain — statistics & facts.
Nicht viel anders verhält es sich mit dem Konzept dezentraler autonomer Organisationen (DAO). Dieses Modell geriet im Jahr 2016 in Verruf, als ein als DAO konzipierter Blockchain-Fonds eines Startups aus Sachsen gehackt wurde4Ein Blockchain-Krimi aus Sachsen5The DAO: Auch dieser Kaiser ist nackt6Ethereum & DAO: Die digital entfesselte Spekulationsmachine?. Bis heute ist die rechtliche Einordnung dezentraler autonomer Organisationen ungeklärt. Auch sonst ist die reine Dezentralisierung, wie sie die Theorie vorsieht, in DAOs kaum bis gar nicht umsetzbar. Machtkonzentrationen können ebenso wenig ausgeschlossen werden wie der Bedarf an zentralen Einheiten für die Verifizierung von Daten, die nicht auf der Blockchain hinterlegt sind.
Die Rolle einer DAO kann am besten von Multiagentensystemen übernommen werden. Oder aber DAOs und MAS ergänzen sich in bestimmten Bereichen/Funktionen:
- Prozessoptimierung: Agenten übernehmen operative Aufgaben wie Datenanalyse oder Risikobewertung, während DAOs die Governance-Struktur bereitstellen.
- Skalierbarkeit: MAS ermöglichen schnellere Entscheidungen in DAOs durch parallele Arbeitsprozesse.
Allerdings fehlt MAS kritische DAO-Merkmale:
- Rechtliche Anerkennung: DAOs haben (wenn auch begrenzte) rechtliche Rahmenwerke, während MAS hier noch unklar sind.
- Incentive-Strukturen: DAOs nutzen Token-Ökonomien zur Motivation, MAS hingegen folgen rein algorithmischen Zielen.
Für einige Marktbeobachter birgt die Kombination beider Systeme – z. B. durch MAS für Task-Execution innerhalb einer DAO-Infrastruktur – das größte Innovationspotenzial. Von dieser Annahme scheint auch GenLayer auszugehen. Problematisch ist, dass hier mehrere Konzepte — Intelligente Verträge, DAO und MAS — miteinander kombiniert werden, die jedes für sich schon eine hohe Komplexität haben, was ökonomisch, rechtlich und aus Sicht der IT-Sicherheit einer Herkulesaufgabe gleichkommt.
Aber — wir werden sehen.