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Eine neue metaphysische Theorie((A Trustworthiness-based Metaphysics of Artificial Intelligence Systems)) versucht zu erläutern, wie die “Vertrauenswürdigkeit” den Schlüssel zu ihrem wahren Wesen und ihrer Persistenz birgt – und damit die Debatte um ihre Ethik und Regulierung neu definiert.
Kernpunkte
- Herausforderung der orthodoxen Ansicht: Die traditionelle philosophische Auffassung besagt, dass KI-Systeme als Artefakte keine wohldefinierten Identitäts- und Persistenzbedingungen besitzen und ihre “Arten” daher keine “echten Arten” sind. Die vorliegende Arbeit stellt diese Sichtweise in Frage.
- Theorie der metaphysischen Identität: Das Papier führt eine Theorie der metaphysischen Identität von KI-Systemen ein. Es charakterisiert deren Arten und definiert Identitätskriterien – formale Regeln, die beantworten, wann zwei KI-Systeme dasselbe sind und wann ein KI-System trotz Veränderung fortbesteht.
- Vertrauenswürdigkeit als Schlüsselkonzept: Aufbauend auf dem “function+”-Ansatz von Carrara und Vermaas für Artefaktarten, argumentiert die Arbeit, dass die Vertrauenswürdigkeit von KI eine Linse bietet, um die Arten von KI-Systemen zu verstehen. Die Identität dieser Artefakte wird formalisiert, indem ihre funktionalen Anforderungen mit ihrer physischen Beschaffenheit in Beziehung gesetzt werden.
- Vertrauenswürdigkeitsprofile: Die Identitätskriterien von KI-Systemen werden durch ihre Vertrauenswürdigkeitsprofile bestimmt. Diese umfassen die Fähigkeiten, die die Systeme über die Zeit ihrer Artefaktgeschichte hinweg aufrechterhalten müssen, und ihre Effektivität bei der Beibehaltung dieser Fähigkeiten.
- Sozio-technischer Kontext: Der vorgeschlagene Ansatz legt nahe, dass die Identität und Persistenz von KI-Systemen sensibel auf den sozio-technischen Kontext ihres Designs und ihrer Nutzung reagiert, was eine solide metaphysische Grundlage für epistemologische, ethische und rechtliche Diskussionen über diese Artefakte bietet.
- Synchrone und diachrone Identität: Die Arbeit definiert Kriterien für die synchrone Identität (Identität zu einem bestimmten Zeitpunkt) und die diachrone Identität (Persistenz über die Zeit). Zwei KI-Systeme sind synchron identisch, wenn sie dieselbe “Techno-Funktion”, dasselbe Vertrauenswürdigkeitsprofil und gleiche Vertrauenswürdigkeitsniveaus aufweisen. Ein KI-System persistiert, wenn es seine Art, sein Vertrauenswürdigkeitsprofil und seine Niveaus über die Zeit beibehält.
- Implikationen: Die Theorie ermöglicht es, die Identität von KI-Systemen auch bei unterschiedlicher physischer Zusammensetzung zu bestimmen, solange sie kompatible funktionale und operationale Anforderungen erfüllen, die in ihrer Vertrauenswürdigkeit kodiert sind. Dies hat wichtige Auswirkungen auf die Entwicklung und Regulierung von KI, insbesondere im Hinblick auf das Retraining von Modellen und die Einhaltung von Fairness-Anforderungen.