Das KI-Startup uiAgent mit Hauptsitz in New York will die Büroarbeit durch den Einsatz von KI-Agenten automatisieren. Hierfür nutzt das Unternehmen ein sogenanntes Large-Action-Modell, um natürliche Sprache in Computerbefehle umzusetzen. Der KI-Agent arbeitet dabei wie ein menschlicher Benutzer am PC und kann durch natürliche Sprachbefehle gesteuert werden. Zu diesem Zweck erstellt das System eine virtuelle Karte aller Anwendungen auf einem Computer, ähnlich wie Google Maps, was es dem KI-Agenten ermöglicht, zwischen verschiedenen Softwarezuständen zu navigieren.
Ein wesentlicher Vorteil von uiAgent gegenüber herkömmlichen Lösungen liegt in der einfachen Bedienung. Während klassische Automatisierungstools oft komplexe Programmierung erfordern, nutzt uiAgent natürliche Spracheingaben. Zudem ist die Lösung deutlich kosteneffizienter: Mit einem Einstiegspreis von nur 50 Euro pro Monat ist uiAgent für viele Unternehmen, insbesondere für mittelständische Firmen, erschwinglich. Das Large Action Modell benötigt weniger Training und erweist sich als robuster als klassische Large Language Models.
Der Gründer von uiAgent, Eines Witwit, sieht ein enormes Marktpotenzial und behauptet, dass Technologien wie uiAgent in den nächsten zehn Jahren etwa die Hälfte aller Büroarbeitsplätze ersetzen könnten. Dies betrifft vor allem administrative Positionen in Unternehmen und Behörden. Trotz des Potenzials zur Automatisierung betont Witwit jedoch, dass Menschen weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden. Er sieht eine Verschiebung hin zu Experten, die KI-Systeme steuern und als “Manager für digitale Arbeitskräfte” fungieren.
In Bezug auf die zukünftige Geschäftsentwicklung plant uiAgent, Partnerschaften mit Automatisierungsagenturen einzugehen, die das Tool weiterverkaufen und für ihre Kunden implementieren können. Dieses Geschäftsmodell ähnelt dem von SAP und könnte dazu beitragen, die Reichweite von uiAgent zu vergrößern.
Bislang konnte uiAgent laut Crunchbase 500.000 Dollar an Kapital einsammeln. Das Unternehmen beschäftigt laut LinkedIn 5–10 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Buchhaltungsassistentin Ava
Auf seiner Homepage wirbt uiAgent mit der KI-Buchhaltungsassistentin Ava. Ava unterstützt Buchhaltungsteams durch Automatisierung und nahtlose Integration in bestehende Systeme. Mit der Fähigkeit, manuelle Dateneingaben um 70%, Bankabstimmungen um 80% und den Monatsabschluss um 85% zu beschleunigen, revolutioniere Ava die Effizienz in der Buchhaltung. Sie arbeite mit einer beeindruckenden Genauigkeit von 99,5% und sorgt für vollständig prüfungsfähige Dokumentationen.
Ava ermöglicht es, komplexe finanzielle Abfragen in Echtzeit zu beantworten, wodurch Buchhaltungsprofis von zeitraubenden Routineaufgaben entlastet werden. Dies fördert schnellere und fundiertere Entscheidungen. Statt menschliche Expertise zu ersetzen, ergänzt Ava diese und schafft Raum für strategische Finanzplanung und kreative Problemlösungen. Insgesamt stelle Ava einen bedeutenden Fortschritt in der Buchhaltung dar, indem sie Prozesse optimiert, Fehler vermeidet und die Gesamteffizienz steigert.
Ähnliche Lösungen
Eine gleichnamige KI-Buchhaltungassistentin mit vergleichbarem Leistungsumfang bietet CapTech auf dem Amazon Marketplace an. Überhaupt scheint die Produktbezeichnung “Ava” recht verbreitet zu sein. Vor wenigen Tagen hat Basis seinen autonomen Buchhaltungs-Agenten vorgestellt.
Large-Action-Modell (LAM)
- Fähigkeit zur Ausführung von Aktionen: LAMs können nicht nur Text generieren, sondern auch konkrete Handlungen in der virtuellen Welt durchführen.
- Lernen durch Beobachtung: Sie lernen, wie Menschen mit Benutzeroberflächen interagieren, und können diese Interaktionen nachahmen.
- Direkte Interaktion mit Benutzeroberflächen: LAMs können ohne API-Integration direkt mit existierenden Anwendungen und Interfaces arbeiten.
- Verständnis natürlicher Sprache: Benutzer können mit LAMs wie mit einem persönlichen Assistenten kommunizieren6. Kombination von neuronalen Netzen und symbolischem Denken: Dies ermöglicht präzise Aufgabenmodellierung und ‑ausführung.
Vorläufiges Fazit
Dem Markt für Buchhaltungs-Assistenten wie überhaupt dem für die Automatisierung von Büroarbeit werden ausgezeichnete Perspektiven bescheinigt. Allerdings wird es auch hier so sein, dass sich nur wenige Anbieter durchsetzen, d.h. die nötige Marktdurchdringung (Skalierung) erreichen können. Neue Anbieter müssen sich zudem mit den Lösungen großer Softwareunternehmen, wie SAP oder Salesforce mit Agentforce, auseinandersetzen, die gewiss nicht mit zusehen werden, wie ihr Geschäft an ihnen vorbei läuft — entweder durch die Entwicklung eigener Lösungen oder durch den Kauf vielversprechender Startups. Ebenso natürlich die Anbieter großer Sprachmodelle wie Claude, die sich ebenfalls auf diesem Weg, d.h. der virtuellen Abbildung komplexer Arbeitsvorgänge, befinden. Von den Herausforderungen bei der Implementierung ganz zu schweigen.
Quellen:
uiAgent: Dieses deutsche KI-Start-up will die Hälfte der Büroarbeitsplätze ersetzen
Zwischen Durchbruch und Realismus — der Einsatz von KI in Buchhaltung und HR
KI in Buchhaltung und HR: Trends für 2025
Die Large-Action-Modelle kommen
LAM’s – Large Action Models: (Schon wieder) Eine Revolution?