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Die Entwicklung agentenbasierter KI lässt sich als kontinuierlicher Übergang von reaktiven Einzelagenten hin zu dynamisch interagierenden Multiagentensystemen (MAS) beschreiben. Erste Internet-Agenten wie der „World Wide Web Worm“ verfolgten deterministische Suchstrategien, die auf TCP/IP-Protokollen und Link-Exploration basierten. Ihre Funktion beschränkte sich auf die systematische Erfassung und Kategorisierung von Webinhalten.
Mit dem „MemoryAgent“ von IBM wurde erstmals ein speicherbasiertes Lernverfahren implementiert, das ohne explizite Vorkonfiguration durch Experten auskam und kontextsensitiv Vorschläge generieren konnte. Diese Entwicklung markierte einen Paradigmenwechsel hin zu adaptiven, benutzermodellbasierten Agentensystemen. Der sogenannte Maes-Agent etablierte schließlich das Konzept der Autonomie als konstitutives Merkmal intelligenter Agenten.
Die theoretische Fundierung erfolgte u. a. durch Franklin und Graesser, die Agenten als eingebettete, wahrnehmende und handelnde Systeme mit persistenter Zielverfolgung definierten. Die daraus resultierenden Anforderungen an Kommunikation, Koordination und Entscheidungsfindung führten zur Konzeption von Multiagentensystemen, wie sie etwa Jacques Ferber in seiner Systematik verteilter KI formulierte.
Die praktische Umsetzung stieß lange auf infrastrukturelle und sicherheitstechnische Begrenzungen. Erst durch Cloud-Architekturen, serviceorientierte Frameworks und Fortschritte im Bereich der Prozessautomatisierung (RPA) konnten erste funktionsfähige MAS realisiert werden – allerdings häufig noch regelbasiert und wenig flexibel.
Den eigentlichen Durchbruch markieren generative KI-Modelle wie GPT, die durch massive Trainingsdaten und Transformer-Architekturen emergente Fähigkeiten zur Problemlösung zeigen. Frameworks wie LangChain oder AutoGen ermöglichen die Implementierung von MAS, die natürliche Sprache als Steuerungsinput verwenden, sich situativ anpassen und Aufgaben dynamisch an spezialisierte Subagenten delegieren können.
Diese Systeme lassen sich in Bereichen wie Softwareentwicklung, Geschäftsprozessautomation oder Wissensmanagement einsetzen und stellen aktuell einen entscheidenden Schritt in Richtung kontextsensitiver, adaptiver KI-Infrastrukturen dar.
Literaturverzeichnis (APA 7th Edition):
Ferber, J. (1999). Multiagentensysteme: Eine Einführung in die verteilte künstliche Intelligenz. München: Addison-Wesley.
Franklin, S., & Graesser, A. (1997). Is it an agent, or just a program? A taxonomy for autonomous agents. Proceedings of the Third International Workshop on Agent Theories, Architectures, and Languages, Springer. https://doi.org/10.1007/BFb0013570
Murch, R., & Johnson, T. (2000). Agententechnologie: Eine Einführung. Bonn: MITP-Verlag.
Yu, F. (2023). Why agents are the next frontier of generative AI. Medium. Abgerufen von https://medium.com/@frankyuchn/why-agents-are-the-next-frontier-of-generative-ai-3fa3e3a9e04e
Scheer, A.-W., & Jost, W. (2025). KI-Agenten: Wie generative KI die Geschäftsprozesse verändert und Wenn Multiagentensysteme betriebswirtschaftliche Steuerungsfunktionen übernehmen