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Zu Mul­ti­a­gen­ten­sys­te­men in der Pro­duk­tion wird seit etlichen Jahren geforscht. Über die Jahre haben sich die Forschungsan­sätze — dem tech­nol­o­gis­chen Fortschritt entsprechend — verän­dert. Die Ker­naus­sagen blieben davon hinge­gen weit­ge­hend unberührt.

Nun ein kurz­er Überblick über einige Arbeit­en der let­zten zwanzig Jahre.

Den Anfang macht die Diplo­mar­beit Pro­duk­tion­s­pla­nung mit Hil­fe von Mul­ti­a­gen­ten­sys­te­men von Sascha Lüdecke aus dem Jahr 2001.

Lüdecke weist dabei auf die Defizite zen­tral­isiert­er Sys­teme in der Pro­duk­tion­s­pla­nung hin:

Die gängi­gen Sys­teme ver­fol­gen dabei einen zen­tral­isierten Ansatz, d.h. ein einzelnes Sys­tem führt die Pla­nung und Steuerung der Pro­duk­tion durch. Auf­grund der hohen Kom­plex­ität der Auf­gabe und der Tat­sache, dass lokale Infor­ma­tio­nen z.B. über Störun­gen an das Sys­tem zur Berück­sich­ti­gung gemeldet wer­den müssen, ist ihre Leis­tungs­fähigkeit aber begren­zt. In der Prax­is ermit­teln sie höch­stens eine gute, fast nie aber eine opti­male Lösung.

Weshalb MAS für die Lösung des Dilem­mas beson­ders geeignet sind:

Aus Sicht der kün­stlichen Intel­li­genz bietet es sich hier an, soge­nan­nte Mul­ti­a­gen­ten­sys­teme zur Lösung des Prob­lems einzuset­zen. Ein solch­es Sys­tem beste­ht dabei aus vie­len, autonom han­del­nden Soft­wa­reein­heit­en, die miteinan­der kom­mu­nizieren, um gemein­sam ein Prob­lem zu lösen. Die einzel­nen Agen­ten ori­en­tieren ihre Vorge­hensweise in der Regel an für sie gel­tende Ziele und müssen nicht immer koop­er­a­tiv zusam­me­nar­beit­en. Mul­ti­a­gen­ten­sys­teme ver­sprechen flex­i­blere Lösun­gen , als zen­tral­isierte Ansätze und sollen auf­grund ihrer Natur ein­fach­er zu hand­haben bzw. anzu­passen sein, da sich einzelne Agen­ten leicht aus­tauschen lassen. Auch, wenn bere­its viele Pub­lika­tio­nen zum The­ma Mul­ti­a­gen­ten­sys­teme erschienen sind , ste­hen konkrete Nach­weise für ihre Eig­nung noch aus.

Auss­chlaggebend für den erfol­gre­ichen Ein­satz von MAS sind laut Lüdecke geeignete Koor­di­na­tion­s­mech­a­nis­men. Die fol­gen­den Fra­gen sind dabei lei­t­end:

  1. Wie unter­schei­den sich die ver­schiede­nen Koor­di­na­tion­s­mech­a­nis­men und unter welchen Bedin­gun­gen arbeit­en sie gut?
  2. Sind die jew­eili­gen Koor­di­na­tion­s­mech­a­nis­men in der Lage flex­i­bel auf Änderun­gen der Umge­bung zu reagieren?
  3. Eignen sich Mul­ti­a­gen­ten­sys­teme, um Prob­leme der Pro­duk­tion­s­pla­nung zu lösen

Zur Frage ob MAS geeignet sind, die Prob­leme der Pro­duk­tion­s­pla­nung zu beheben:

Diese Frage kann nicht mit Sicher­heit mit Ja beant­wortet wer­den. Im Rah­men der Unter­suchun­gen kon­nte nicht fest­gestellt wer­den, ob das Agen­ten­sys­tem auch bei großen Prob­lem­stel­lun­gen ein­set­zbar ist. Ein Ver­gle­ich mit realen Dat­en kon­nte man­gels Ver­füg­barkeit eben­falls nicht durchge­führt wer­den, weshalb die damit zusam­men­hän­gende Frage, ob Mul­ti­a­gen­ten­sys­teme die Prob­leme aus­re­ichend gut lösen, nicht beant­wortet wer­den kann. Es reagiert langsamer auf Ressourcen. Netz in der vor­liegen­den Imple­men­tierung sind.

Eine weit­ere Ein­schränkung:

Die Erken­nt­nisse lei­den unter der Tat­sache, dass keine realen Ver­gle­ichs­dat­en zur Ver­fü­gung standen. Ein Ver­gle­ich der Koor­di­na­tion­s­mech­a­nis­men etwa mit ein­er a pri­ori berech­neten opti­malen Lösung würde weit­eren Auf­schluss über deren Eig­nung als Lösungsansatz für die Pro­duk­tion­s­pla­nung geben.

Im Jahr 2009 gelangte Jens Nimes in sein­er Dis­ser­ta­tion Eine Ref­eren­zar­chitek­tur für zuver­läs­sige Mul­ti­a­gen­ten­sys­teme zu der Fest­stel­lung:

Mul­ti­a­gen­ten­sys­teme erfreuen sich seit zwei Jahrzehn­ten ein­er inten­siv­en Aufmerk­sam- keit durch die Forschung. In dieser Zeit gelang es vielfach, das große Poten­zial der Agen- ten­tech­nolo­gie in kom­plex­en Anwen­dung­sumge­bun­gen nachzuweisen. Den­noch sind nur ver­gle­ich­sweise wenige voll aus­ge­bildete Mul­ti­a­gen­ten­sys­teme im indus­triellen Ein­satz bekan­nt – meist wer­den dort bes­timmte Tech­nolo­gien isoliert, die im Kon­text der Agen- ten­forschung entwick­elt wur­den, und in die vorhan­de­nen herkömm­lichen Sys­teme einge- bet­tet, wom­it jedoch zwangsläu­fig nicht mehr das volle Poten­zial der Agen­ten­tech­nolo­gie aus­geschöpft wer­den kann. Ein Grund für die schwache Mark­t­durch­dringung der voll- wer­ti­gen Agen­ten­sys­teme sind die erhöht­en Zuver­läs­sigkeit­san­forderun­gen in den geeig- neten kom­merziellen Anwen­dung­sumge­bun­gen bei der gle­ichzeit­ig großen Kom­plex­ität der Mul­ti­a­gen­ten­sys­teme selb­st, die eine Erre­ichung eines hohen Zuver­läs­sigkeits­grades erschw­ert.

Etwa 15 Jahre später legte Ste­fan Rit­ter seine Mas­ter­ar­beit mit dem Titel Autonome Mul­ti-Agen­ten-Sys­teme in der Indus­trie vor.

Zur Prob­lem­stel­lung:

Ein Agent kann eine Pro­duk­tion­s­mas­chine steuern, einen Trans­port organ­isieren oder einen Bestell­prozess abwick­eln. Kom­men mehrere gle­ichar­tige oder aber auch ver­schiedene Agen­ten zum Ein­satz spricht, man von einem Mul­ti-Agen­ten-Sys­tem (MAS). Diese Sys­teme sollen die genan­nten Anforderun­gen erfüllen. Durch eine kon­se­quente Ver­net­zung wer­den die Pro­duk­tion­steil­nehmer somit in die Lage ver­set­zt, autonom und ziel­gerichtet zu arbeit­en. Die Ein­führung solch­er Sys­teme und die dafür nöti­gen Grund­la­gen sind ein wichtiges Teil­stück zur näch­sten indus­triellen Rev­o­lu­tion.

Eine Her­aus­forderung war nach wie vor die Koor­di­na­tion der Agen­ten:

Ein zen­traler Punkt bei der Entwick­lung von MAS ist also nicht nur die Kom­mu nika­tion, son­dern vor allem die Koor­di­na­tion. Im Ide­al­fall erhält man aber ein Sys­tem, das Prob­leme lösen kann, die für einen einzel­nen Akteur nicht möglich wären. Beson­ders dieser Punkt macht solche Agen­ten­sys­teme so inter­es­sant für Pro­duk­tion­sprozesse. In einem Pro­duk­tion­s­ablauf ist nur in Aus­nah­me­fällen ein einzel­ner Akteur aus­re­ichend, um ein Ziel zu erre­ichen. Bish­er muss enorm viel Aufwand betrieben wer­den, um die vie­len unter­schiedlichen Maschi­nen bei der Pro­duk­tion zu koor­dinieren. MAS ver­sprechen durch ihre Fähigkeit sich selb­st zu koor­dinieren nicht nur eine Zeit­erspar­nis bei der Behand­lung von Abläufen. Son­dern auch Ergeb­nisse, die ein Men­sch angesichts der immer dynamis­cheren Prozesse kaum erre­ichen kann, da unvorherge­se­hene Ereignisse im Vorhinein nicht in ihrer Gänze berück­sichtigt wer­den kön­nen.

Rit­ter bringt BDI-Agen­ten als zu dem Zeit­punkt rel­a­tiv neues Pro­gram­mier­par­a­dig­ma ins Spiel:

Es bedeutet zum Beispiel nicht auf Objek­to­ri­en­tierung zu verzicht­en. Ganz im Gegen­teil — viele Prinzip­i­en und Entwurf­s­muster gel­ten für bei­de Wel­ten. Vielmehr ist es ein auf Objek­to­ri­en­tierte Pro­gram­mierung auf­bauen­des Konzept. Allerd­ings erfordert die Entwick­lung von Agen­ten eine andere Herange­hensweise als an übliche Soft­ware. Die BDI-The­o­rie ver­sucht men­schliche Ver­hal­tensweisen bzw. die Entschei­dungs­find­ung von Men­schen nachzuah­men. Infolgedessen kann man sich einen Agent selb­st während der Entwick­lung ein wenig wie eine Per­son vorstellen. Durch “Fra­gen an diese Per­son“ kann man sich wichti­gen Eigen­schaften des Agen­ten annäh­ern. Zum Beispiel, “Welche Ziele hast du? Was für Aktio­nen kannst du aus­führen? Welche musst du aus­führen? Was für Infor­ma­tio­nen benötigst du, um eine Entschei­dung über eine Aktion tre­f­fen zu kön­nen?”

Ein Beispiel ist der Pro­duc­tion­A­gent:

Der Pro­duc­tion­A­gent stellt eine gedachte Pro­duk­tion­sein­heit dar. Im Anwen­dungs­fall kön­nte das eine Mas­chine sein, die z.B. Löch­er stanzt, Met­alle zurecht­biegt oder ein Bauteil ein­set­zt oder Ähn­lich­es. Hier­bei kann natür­lich unter­schieden wer­den zwis­chen Maschi­nen, die ein­fach eine Aktion durch­führen und Maschi­nen, die aus Teil­pro­duk­ten oder Bauteilen ein neues Teil­pro­dukt erstellen. Im ersten Fall kön­nte man sich eine Säge in einem Holzsägew­erk vorstellen. Eine Mas­chine die Getränke­flaschen ver­schließt, benötigt dage­gen eine Ressource (Kro­nko­rken), um einen Auf­trag zu bear­beit­en.
Bei dem Beispiel des Holzsägew­erks lassen sich recht ein­fach poten­tielle Ziele iden­ti­fizieren. Das Säge­blatt läuft und teilt Baum­stämme, sobald sie über ein Fließband ankom­men. Man kön­nte sich vorstellen, dass ein Säge­blatt bei hoher Tem­per­atur, d.h. hoher Benutzung schneller ver­schleißt. Ein Ziel dieser Mas­chine kön­nte also sein, die Tem­per­atur unter einem bes­timmten Wert zu hal­ten, um die Leben­szeit des Säge­blatts zu opti­mieren. Ein weit­eres Ziel wäre gle­ichzeit­ig, nicht mehr wie zwei Baum­stämme auf dem Fließband warten zu lassen, da son­st die restliche Pro­duk­tion still ste­ht

Jedoch fall­en das Resümee und der Aus­blick auch hier zurück­hal­tend aus:

Obwohl schon seit über 30 Jahren geforscht wird, wie intel­li­gente Agen­ten­sys­teme entwick­elt wer­den kön­nen, ist die Ver­bre­itung lei­der noch rel­a­tiv ger­ing. Die Förderung der Regierung in Form von Forschungs­geldern ist dur­chaus ein Treiber der Tech­nik. Jedoch muss sie auch von der Indus­trie akzep­tiert und einge­führt wer­den. Hier­für ist es neben der Erforschung der Grund­la­gen wichtig, auch inter­es­sante Demon­stra­tionspro­jek­te zu schaf­fen, die den Mehrw­ert für Unternehmen aufzeigen. Häu­fige Hemm­nisse sind der oft­mals hohe Koste­naufwand um solche Sys­teme für die einzel­nen Bedürfnisse zu entwick­eln und schließlich einzuführen. Vorhan­dene Prozess­abläufe und Maschi­nen kön­nen nicht ohne große Anstren­gung ein­fach erset­zt wer­den. Deswe­gen ist es umso wichtiger, den Entschei­dungsträgern den Nutzen und die Vorteile für ihr Unternehmen der näch­sten indus­triellen Rev­o­lu­tion bewusst zu machen. Je größer die Akzep­tanz und das Ver­ständ­nis für die neuen Tech­niken sind, umso eher wer­den sie bei Entschei­dun­gen, wie zum Beispiel beim Bau neuer Pro­duk­tion­swerke, berück­sichtigt.

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