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Im Gespräch mit KI-Agen­ten erläutert der Bil­dungswis­senschaftler Achim Gil­fert (Foto), wie die KI sin­nvoll in den beru­flichen All­t­ag der Men­schen inte­gri­ert wer­den kann, warum einige Befürch­tun­gen über­trieben sind und wo die Gren­zen der KI — zumin­d­est nach heutigem Stand — liegen. 

  • Achim, wom­it beschäftigst du dich in deinem beru­flichen All­t­ag und welche Rolle spielt die KI dabei?

In meinem beru­flichen All­t­ag nimmt KI unter­schiedliche Stel­len­werte ein.

Zuallererst beschäftige ich mich mit Fra­gen, wie Bil­dung und vor allem die beru­fliche Bil­dung auf die Exis­tenz von KI-Sys­te­men reagieren kann. Die üblichen Lehr- und Lern­meth­o­d­en sind auf einen Wis­senser­werb angelegt, der durch Prü­fun­gen nachgewiesen wer­den soll. Darauf basiert ganz beson­ders die duale Beruf­saus­bil­dung und auf diesem Wege wird erst­mal keine Kom­pe­tenz nachgewiesen. Es gibt für jede Auf­gabe bere­its eine Lösung – die Prü­fung schaut nach, wie weit der Prüfling der Lösung kommt und auf welchem Weg. Eine KI wird auf­grund der Datenex­is­tenz jede Antwort auf jede Frage beant­worten kön­nen und auch den Weg der Beant­wor­tung der Lösung darstellen. Man kann ein Bild ein­er Auf­gabe machen und bekommt in Sekun­den den gesamten Lösungsweg mit Ergeb­nis. Würde man KI-Prü­fun­gen in unserem Bil­dungssys­tem, so wie es ist, zulassen, hat jed­er eine 1 und die Valid­ität und die Sinnhaftigkeit würde ad absur­dum geführt. Ich entwick­le didak­tis­che Mod­elle, die prak­tisch die Nutzung von KI erfordern, um zu Lösun­gen zu kom­men, ohne Prü­fun­gen zu absolvieren.

Der gle­ich fol­gende Stel­len­wert ist KI und ihre Auswirkun­gen auf die Psy­che des Men­schen. Hier gibt es Effek­te, die sich in ein­er hohen Irra­tional­ität von Äng­sten bei Men­schen aus­drück­en kön­nen und diese daher eine Ver­mei­dungsstrate­gie der Nutzung von KI (eben auch im Betrieb) zur Folge haben. Dabei ist es egal ob es sich um Führungskräfte oder andere Mitar­beit­er han­delt.

Zulet­zt find­et KI in meinem beru­flichen All­t­ag im Bere­ich der Tech­nolo­gie in unserem Kom­pe­ten­znet­zw­erk für Ober­flächen­tech­nik e.V. Ein­gang. Hier betreue ich eine für uns entwick­elte KI, die uns bei tech­nol­o­gis­chen Fragestel­lun­gen unter­stützt.

Der zweite Punkt, die Irra­tional­ität von Äng­sten durch KI, hat uns zu dem Buch bewogen. Es ent­stand in einem ther­a­peutis­chen Kon­text und soll aufzeigen, dass Men­schen viel mehr kön­nen als die KI. Wir ver­suchen damit, den Men­schen als „Tech­nikopfer“ freizus­prechen, indem wir die Funk­tion­sweise und die Gren­zen von KI aufzeigen. Das Ganze basiert auf physikalis­chen Zusam­men­hän­gen von Kom­mu­nika­tion.

  • Welche spez­i­fis­chen Maß­nah­men soll­ten ergrif­f­en wer­den, um die Qual­ität der Dat­en, die zum Train­ing von KI-Sys­te­men ver­wen­det wer­den, zu verbessern?

Im Kern wäre die richtige Maß­nahme auf eine gle­ich­mäßige Repräsen­tanz der Dat­en und Urhe­ber zu acht­en. Das ist allerd­ings ein sub­stanzielles Prob­lem, da die vorhan­de­nen Dat­en bere­its unglaublich unter­schiedlich repräsen­tieren. Man müsste also die größten Unter­schiede iden­ti­fizieren und dann kom­pen­sieren – was man aber man­gels Vorhan­den­seins der Dat­en nicht kann. Eine Verbesserung dürfte daher auf jeden Fall in ein­er bewussten Date­nauswahl (beson­ders bei lokalen Mod­ellen) liegen.

  • Wie kön­nen wir sich­er­stellen, dass KI-Sys­teme nicht nur auf vorherse­hbare Muster reagieren, son­dern auch in der Lage sind, kreative und empathis­che Entschei­dun­gen zu tre­f­fen?

KI-Sys­teme kön­nen keine kreativ­en und empathis­chen Entschei­dun­gen tre­f­fen. Was wir zurzeit sehen, ist die Illu­sion von Empathie und Kreativ­ität. Es ist die Folge math­e­ma­tis­ch­er Berech­nun­gen ohne die Ein­flech­tung von Intu­ition und Bewusst­sein. Auch dieses wird man irgend­wann mal imi­tieren kön­nen – wobei das Imi­tieren eben­falls eine Illu­sion darstellen wird.

  • Welche Rolle spielt der Men­sch in der Nutzung von KI, ins­beson­dere in sen­si­blen Bere­ichen wie der Medi­zin, um Fehlentschei­dun­gen zu ver­mei­den?

Der Men­sch ist gle­icher­maßen Opfer und Nutznießer. Die Tech­nik kann her­vor­ra­gende Ergeb­nisse liefern, deren Bedeu­tung der einzelne Men­sch wiederum kaum ein­schätzen kann. Ger­ade in der Medi­zin muss es ein Recht auf Nicht-Wis­sen geben. Gibt es das nicht, haben wir uns selb­st zu Opfern der Ökonomie und Wirtschaft gemacht. Das sind lei­der Strö­mungen, die man heute erken­nen kann. Die Rolle des Men­schen, um die Frage zu beant­worten, wäre in meinen Augen die Entschei­dun­gen und die Kon­trolle der Ergeb­nisse, die auf den biol­o­gis­chen – aber auch den zwang­haft emo­tionalen Men­schen aus­gerichtet sind. Wie gesagt – so sieht es im Moment nicht aus.

  • Inwiefern kön­nen die Gefahren von ein­seit­i­gen Infor­ma­tio­nen, die durch Algo­rith­men ver­stärkt wer­den, min­imiert wer­den, um eine aus­ge­wo­gene Infor­ma­tion­sauf­nahme zu gewährleis­ten?

Durch den Umstand, dass die KI´s Illu­sio­nen von Wirk­lichkeit­en erzeu­gen und Art und Weise, wie sich Men­schen in die Infor­ma­tio­nen einord­nen (User erzeu­gen ihre Bub­ble selb­st – das macht nicht der Algo­rith­mus. Der ist eigentlich offen und liefert neues). Insofern ist das hier keine tech­nis­che Gefahr und das Min­imieren dieser Gefahren kann nur durch ein Bewusst­sein bei den Men­schen reduziert wer­den, offen anderes und andere zu akzep­tieren und zu respek­tieren. Dann sorgt der Men­sch selb­st für eine aus­ge­wo­genere Infor­ma­tion­sauf­nahme und dabei wird „Sinn und Ver­stand“ einge­set­zt. Das ist der Vorteil bei Men­schen, diesen üblicher­weise zu besitzen.

  • Gibt es Beispiele für erfol­gre­iche Imple­men­tierun­gen von KI, die über die Automa­tisierung ein­fach­er Auf­gaben hin­aus­ge­hen und kom­plexe Prob­leme lösen?

Es gibt Imple­men­tierun­gen und Ver­suche in alle Rich­tun­gen. Ob die erfol­gre­ich sind oder nicht ist eine Frage der Per­spek­tive. Wir hat­ten das bei ein­er anderen Frage bere­its. Es gibt erste psy­chother­a­peutis­che Ansätze mit KI – ob das erfol­gre­ich ist, sagt uns die Per­spek­tive der Heilung. Ist das, damit ein Men­sch wieder für unser ökonomis­ches Sys­tem funk­tion­iert, halte ich es für nicht erfol­gre­ich. Ist es, weil der Men­sch als Men­sch Heilung erfährt und es ihm bess­er geht, halte ich das für erfol­gre­ich. Ist es, weil der Men­sch als Men­sch Heilung erfährt und es ihm bess­er geht, halte ich das für erfol­gre­iche. Oder die Sache mit der Bilderken­nung von Rönt­gen­bildern. Ein Arzt wird es erfol­gre­ich find­en, wenn er mit höch­ster Wahrschein­lichkeit zu Ergeb­nis­sen und Diag­nosen kommt – für den Patien­ten kann das aus sein­er Per­spek­tive ein Dra­ma sein und seine psy­chis­che Leben­squal­ität mas­siv ver­schlechtern. Das wäre dann nicht mehr erfol­gre­ich in meinen Augen.Wir hat­ten das bei ein­er anderen Frage bere­its. Es gibt erste psy­chother­a­peutis­che Ansätze mit KI – ob das erfol­gre­ich ist, sagt uns die Per­spek­tive der Heilung. Ist das, damit ein Men­sch wieder für unser ökonomis­ches Sys­tem funk­tion­iert, halte ich es für nicht erfol­gre­ich. Ist es, weil der Men­sch als Men­sch Heilung erfährt und es ihm bess­er geht, halte ich das für erfol­gre­ich.

  • Wie kön­nen wir das all­ge­meine Ver­ständ­nis der Bevölkerung über KI und ihre Funk­tion­sweise verbessern, um einen informierten Umgang zu fördern?

Um Ver­ständ­nis zu fördern, ist das Ver­ste­hen zu ermöglichen. Um Ver­ste­hen zu ermöglichen, müssen die Sachver­halte erfasst wer­den kön­nen. Hier gibt mein Stufen­mod­ell des Ver­ste­hens Hin­weise:

Stufen­mod­ell bedeutet, das keine Stufe über­sprun­gen wer­den kann. Fehlt eines der Ele­mente der entsprechen­den Farbe, kann das Fol­gende nicht entste­hen. In sofern benöti­gen wir leicht erfass­bare Infor­ma­tio­nen auf uni­verseller Ebene, einen Kon­text, in dem das einge­bet­tet ist (z.B. etwas im All­t­ag), wir brauchen etwas Zeit zur Ver­ar­beitung und erst dann kann sich ein Gefühl ein­stellen. Das ist wichtig, weil die Nutzung von KI über ein tech­nis­ches Inter­esse ein­er­seits und über ein Gefühl beim Erleben und Benutzen ander­er­seits. Ist bei­des nicht gegeben, kann es zu Äng­sten und hohen Irra­tional­itäten kom­men. Hier kom­men dann wieder Erläuterun­gen zum Tra­gen, die die Irra­tional­ität der Äng­ste abbauen, um die wün­schenswerte und adäquate Skep­sis der Sache gegenüber aufrecht zu erhal­ten. Denn die ist genau­so wichtig für einen informierten Umgang.

  • Achim, besten Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Ralf Keu­per

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