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In seinem Buch Inside AI bietet Akli Adjaoute einen tiefen Einblick in die Fortschritte und Grenzen der künstlichen Intelligenz (KI), insbesondere in Bezug auf Kreativität, Vorstellungskraft und menschliches Verstehen.
Fortschritte durch Deep Learning
Adjaoute geht in dem Buch auf die Revolution des Deep Learning ein, die es der KI ermöglicht hat, unstrukturierte Daten wie Bilder und Sprache zu verarbeiten. Diese Technologie hat das Anwendungsfeld der KI erheblich erweitert, sodass sie nicht mehr nur mit Zahlen, sondern auch mit kreativen Inhalten interagieren kann. Besonders beeindruckend ist die Fähigkeit generativer KI, die Stile bekannter Künstler zu imitieren oder Musik zu erzeugen, die an die Werke großer Komponisten erinnert.
Sprachmodelle und ihre Anwendungen
Ein zentrales Thema des Buches sind Sprachmodelle wie ChatGPT, die prädiktive Intelligenz nutzen, um menschenähnlichen Text zu generieren. Adjaoute erläutert, wie diese Modelle in Chatbots eingesetzt werden, die nicht nur grammatikalisch korrekte Antworten liefern, sondern auch kontextuell relevante Informationen bereitstellen können. Ihre Anpassungsfähigkeit an verschiedene Gesprächsformen macht sie zu unverzichtbaren Werkzeugen in der Sprachverarbeitung.
Nonverbale Kommunikation und KI
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Herausforderung, die nonverbale Kommunikation für KI darstellt. Während Menschen durch Mimik und Gestik kommunizieren, bleibt KI in diesem Bereich begrenzt. Adjaoute verdeutlicht, dass in Verhandlungen subtile Signale wie ein fester Händedruck oder eine gezielte Pause entscheidend sein können – Aspekte, die Maschinen nicht erfassen können.
Die Grenzen der KI
Die Unfähigkeit von KI, echtes Verständnis zu erlangen, zeigt sich auch in ihrer schlechten Leistung bei längeren Gesprächen. Historische Tests wie der Loebner-Preis, der darauf abzielte, KI-Systeme dazu zu bringen, menschliche Konversationen zu simulieren, haben die Grenzen dieser Technologien aufgezeigt. Trotz erheblicher Fortschritte konnte kein KI-System überzeugend als Mensch agieren, was die Diskrepanz zwischen maschinellem Lernen und echtem Verständnis verdeutlicht.
Menschliche Erfahrung vs. Maschinelle Verarbeitung
Adjaoute hebt hervor, dass der menschliche Erfahrungshorizont grundlegend anders ist als die maschinelle Datenverarbeitung. Menschen können durch Gerüche oder Geräusche lebhafte Erinnerungen hervorrufen, während Maschinen lediglich auf binäre Daten zugreifen. Diese Differenzierung wird durch die unbewussten Vorurteile in menschlichen Erfahrungen verstärkt, während Maschinen in ihrem Umgang mit Informationen explizit und begrenzt sind.
Neugier als Triebkraft der Innovation
Ein weiteres Kapitel des Buches widmet sich der menschlichen Neugier, die oft der Antrieb für wissenschaftliche Entdeckungen ist. Adjaoute illustriert dies am Beispiel des deutschen Physikers Wilhelm Röntgen, dessen Entdeckung der Röntgenstrahlen aus einer experimentellen Neugier heraus entstand. Solche Entdeckungen sind das Produkt menschlichen Denkens, das über das Bekannte hinausgeht.
Kreativität und Intuition
Kreativität entsteht aus der Fähigkeit, Verbindungen zwischen scheinbar unzusammenhängenden Konzepten zu ziehen. Sie beruht auf Intuition, einer menschlichen Eigenschaft, die schwer in Algorithmen zu fassen ist. Während KI auf Daten und programmierte Algorithmen angewiesen ist, können Menschen spontan neue Ideen entwickeln und kreative Lösungen finden. Diese Flexibilität und Adaptionsfähigkeit in Echtzeit sind Merkmale, die Maschinen nicht reproduzieren können.
Fazit
Der Blick auf die Zukunft der KI sollte laut Adjaoute nicht darauf abzielen, menschliche Intelligenz zu imitieren, sondern vielmehr die einzigartigen Stärken und Möglichkeiten von KI zu nutzen. Die Unterschiede zwischen menschlichem Denken und maschineller Verarbeitung sind entscheidend, während wir das Potenzial der KI in verschiedenen Bereichen weiter erforschen. Das Streben nach einer KI, die wie ein Mensch denkt, könnte uns daran hindern, die vollständigen Möglichkeiten dieser Technologie zu erkennen und zu nutzen.
Akli Adjaoute absolvierte seinen Masterabschluss an der Universität für Technologie in Compiègne und promovierte im Bereich Künstliche Intelligenz an der Pierre und Marie Curie Universität. 1987 gründete er sein erstes Unternehmen, Conception en Intelligence Artificielle, in Paris, noch vor Abschluss seiner Promotion. Das Unternehmen entwickelte die MINDsuite-Plattform, die verschiedene KI-Techniken nahtlos kombinierte und erfolgreiche Anwendungen in den Bereichen Verteidigung, Versicherung, Finanzen, Gesundheitswesen und Netzwerkleistung fand.
Im April 2000 gründete Adjouate sein zweites Unternehmen, Brighterion (das 2017 von Mastercard übernommen wurde), in San Francisco. Die von Brighterion entwickelte Software wird mittlerweile von über 2.000 Kunden weltweit genutzt, wobei 74 der größten US-Banken auf diese Technologie setzen, um sich gegen Betrug und Risiken abzusichern. Jährlich werden mehr als 150 Milliarden Transaktionen über die Brighterion-Software verarbeitet.
Daneben ist Adjaoute Gründer von Exponion, einer Venture-Capital-Firma, die innovativen Startups finanzielle Ressourcen und Fachwissen zur Verfügung stellt. Seine praktischen Erfahrungen im Bereich Künstliche Intelligenz hat er u.a. als außerordentlicher Professor in Frankreich und den USA geteilt. Dr. Adjaoute hat 28 Patente erhalten.