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Von Ralf Keuper
Der polnische Philosoph und Science Fiction-Autor Stanislaw Lem hat sich in seinen Büchern intensiv mit der Frage beschäftigt, bis zu welchem Grad die Künstliche Intelligenz in der Lage ist, die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns nachzuahmen. Beispielhaft dafür ist der Beitrag Verlorene Illusionen oder Von Intellektronik zur Informatik1in: Über außersinnliche Wahrnehmung. Essays.
Für Lem stand fest, dass Intelligenz und das Gehirn Produkte eines langen evolutionären Prozesses sind, der nicht vollständig verstanden oder repliziert werden kann. Die Erfassung von Intelligenz könne daher nicht algorithmisch gelöst werden.
Wenn es möglich wäre, solche Algorithmen aufzustellen, dann würden sie von Apparaten geliefert, die komplexer wären als das Gehirn und gerade deshalb von der Evolution in ihrer vorwärtsdrängenden Bewegung nicht realisiert wurden, weil sie stets die leichtesten Aufgaben auswählt und löst. Offenbar lassen sich solche Apparaturen entweder gar nicht konstruieren, oder die Kosten ihrer Konstruktion, gemessen an der Zeit und der in ihr realisierten Häufigkeit kombinatorischer Schöpfungen, müssen größer sein als die Kosten, welche der Evolutionsprozess in uns investierte. Es gibt noch eine dritte Möglichkeit: falls die ganze strukturell-funktionale Konstruktion, die unser Gehirn von den Gattungen der Hominidengruppe geerbt hat, in einem straken Widerspruch zum Bauplan eines Automaten der algorithmisierbaren Gnosis stünde, könnte die Evolution einen solchen Automaten nicht bauen, weil sie Veränderungen nicht in großen Sprüngen vollzieht, sondern durch das allmähliche Anwachsen von schleichenden Veränderungen. … Denn wenn ein universaler Algorithmus für die Konstruktion von Programmen der Gnosis, der Reflexion und der Heurese – verstanden als Spiele gegen die Natur als Gegner – unter geringen Kosten erstellt werden könnte, wäre damit natürlich bewiesen, dass das Gehirn des Menschen eine nicht-adaptive Redundanz aufweist. Indessen erwies sich das Gehirn als ein Apparat, der nicht nur weitaus verwickelter ist, als verschiedene Experten sich vorgestellt hatten, sondern auch als ein Apparat, der im Hinblick auf seine Funktionen kaum oder gar nicht redundant ist.
Roger Penrose argumentiert ähnlich2Computerdenken. Die Debatte um künstliche Intelligenz, Bewusstsein und die Gesetze der Physik. Seiner Ansicht nach muss die Tätigkeit des Bewusstseins eine wesentliche nicht-algorithmische Komponente enthalten.
Die gängige Trennung zwischen bewusster und unbewusster Geistestätigkeit, lege laut Penrose eine Unterscheidung zwischen nicht-algorithmischen und algorithmischen Prozessen nahe.
Bewusstsein erforderlich
- gesunder Menschenverstand
- Wahrheitsurteil
- Verstehen
- künstlerische Wertung
Bewusstsein nicht erforderlich
- automatisch
- gedankenloses Befolgen von Regeln
- programmiert
- algorithmisch