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Der grundlegende Unterschied zwischen KI-Programmen und den Abläufen im menschlichen Gehirn liegt darin, dass KI für viele Aufgaben unverhältnismäßig viel Zeit benötigt, obwohl die Berechnungen im Computer viel schneller ablaufen. Dies erklärt sich dadurch, dass das Gehirn viele Operationen gleichzeitig ausführt, während Computer meist nur eine Operation pro Zeiteinheit verarbeiten können. Daher gibt es Versuche in der Informatik, häufige Aufgaben durch parallele Verarbeitung zu beschleunigen.
Muster, wie Bilder oder Klänge, werden durch unsere Sinne in neuronale Aktivitäten im Gehirn umgesetzt. Diese neuronalen Aktivitätsmuster spiegeln die Sinneseindrücke wider, auch wenn sie nicht identisch sind. Häufig wiederkehrende Muster entsprechen häufigen Situationen, und ähnliche Situationen können ähnliche neuronale Aktivitätsmuster hervorrufen. Begriffe könnten demnach für das Gemeinsame stehen, das in vielen Situationen auftritt.
Die technische Struktur eines assoziativen Speichers lässt sich auf das Gehirn übertragen, indem man die Datenstrukturen als dendritische und axonale Verbindungen von Neuronen interpretiert. Neuronale Netzwerke können die Funktion eines assoziativen Speichers übernehmen, wenn die Verbindungskräfte der Synapsen veränderbar sind.
Beim Erinnern versuchen wir, aus fragmentarischen Hinweisen den vollständigen Sachverhalt zu rekonstruieren, was als Mustervervollständigung bezeichnet wird. Diese erfolgt durch die Aktivierung weiterer Neuronen und stabilisiert sich in einem Muster, das der Erinnerung entspricht. Die Einheit der Gesamtsituation wird durch die aktivierte neuronale Assembly im zentralen assoziativen Speicher gegeben.
Es wird angenommen, dass die Informationskapazität des Kurzzeitgedächtnisses durch die aktivierte Assembly bestimmt wird, während das Langzeitgedächtnis in den Verbindungsstärken der Synapsen gespeichert ist. In verschiedenen kortikalen Arealen sollten unterschiedliche Schwellenregelungen unabhängig möglich sein, wobei die Verbindung dieser Areale auf eine Überwachung der Gesamtaktivität hinweist.
Quelle: Assoziatives Gedächtnis und Gehirntheorie (Günther Palm), in: Computer-Systeme — mit einer Einführung von Jörg H. Siekmann (1989)