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Mar­tin Hei­deg­ger prägte den Begriff Gestell, um das Wesen der mod­er­nen Tech­nik zu beschreiben. Mit “Gestell” meint Hei­deg­ger nicht ein tech­nis­ches Gerät oder eine Mas­chine, son­dern eine grundle­gende Art und Weise, wie sich die mod­erne Tech­nik zur Welt und zum Sein ver­hält.

Was bedeutet “Gestell”?

Hei­deg­ger ver­ste­ht unter dem Gestell die “Weise des Ent­ber­gens”, die im Wesen der mod­er­nen Tech­nik wal­tet und selb­st nichts Tech­nis­ches ist. Ent­ber­gen bedeutet bei Hei­deg­ger, dass etwas sicht­bar, offen­bar oder zugänglich gemacht wird. Die Tech­nik ist für ihn eine beson­dere Form dieses Ent­ber­gens: Sie fordert die Natur her­aus, stellt sie als “Bestand” (also als Ressource oder Vor­rat) bere­it und ord­net alles Seiende unter das Prinzip der Ver­füg­barkeit. Das Gestell ist somit das “Ver­sam­mel­nde aller Weisen des Stel­lens oder Her­aus­forderns von Bestän­den”.

Tech­nik als Her­aus­forderung und Gefahr

Im Unter­schied zu älteren For­men der Tech­nik (Handw­erk, Kun­st), die Hei­deg­ger mit dem griechis­chen Begriff poiesis als ein “Her­vor­brin­gen” ver­ste­ht, sieht er in der mod­er­nen Tech­nik eine radikal neue Hal­tung: Sie betra­chtet die Welt nicht mehr als etwas, das sich zeigt, son­dern als etwas, das her­aus­ge­fordert, berech­net und ver­füg­bar gemacht wer­den muss. Dadurch wird alles, auch der Men­sch selb­st, zum bloßen “Bestand”, der genutzt wer­den kann.

Hei­deg­ger sieht darin eine große Gefahr: Wenn das Gestell zur einzi­gen Weise des Ent­ber­gens wird, ver­stellt es den Zugang zu anderen Weisen, etwa zur Kun­st oder zur Natur­erfahrung. Die Welt erscheint dann nur noch als Vor­ratskam­mer, nicht mehr als Ort des sin­nvollen Seins. Der Men­sch läuft Gefahr, sich selb­st und die Welt nur noch unter dem Gesicht­spunkt tech­nis­ch­er Ver­füg­barkeit zu sehen und so den Zugang zur Wahrheit und zur Tiefe des Seins zu ver­lieren.

Zusam­men­fas­sung

  • Das Gestell ist für Hei­deg­ger das Wesen der mod­er­nen Tech­nik, nicht ein tech­nis­ches Objekt, son­dern eine bes­timmte Sicht auf die Welt.
  • Tech­nik als Gestell bedeutet, dass alles Seiende als Bestand, als Ressource, her­aus­ge­fordert und ver­füg­bar gemacht wird.
  • Die Gefahr beste­ht darin, dass diese Sichtweise andere Zugänge zur Welt ver­drängt und den Men­schen auf eine instru­mentelle Beziehung zur Wirk­lichkeit reduziert.

„Das Wesen der Tech­nik ist das Gestell, das Wesen des Gestells ist die Gefahr, das Gefährliche der Gefahr ist das sich ver­stel­lende Wesen des Seins selb­st.“
— Mar­tin Hei­deg­ger (sin­ngemäß nach )

Heideggers Gestell-Konzept und moderne KI-Technologien

Hei­deg­gers Begriff des Gestells lässt sich auf gen­er­a­tive und agen­ten­basierte KI über­tra­gen, indem diese Tech­nolo­gien das Wesen der mod­er­nen Tech­nik als „Her­aus­forderung“ und „Bestands­bil­dung“ verdeut­lichen. Bei­de KI-For­men verkör­pern die von Hei­deg­ger kri­tisierte Hal­tung, die Welt als Ressource zu begreifen und alles Seiende unter das Prinzip der Berechen­barkeit zu stellen.

Gen­er­a­tive KI als Gestell

Gen­er­a­tive KI-Sys­teme (z. B. Large Lan­guage Mod­els wie Chat­G­PT) basieren auf der massen­haften Extrak­tion und Ver­ar­beitung von Dat­en. Hei­deg­ger würde darin eine Form des Gestells erken­nen:

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