Getting your Trinity Audio player ready...
|
Einem interÂnaÂtionalen ForschungÂsteam unter der Leitung von Physiker*innen der UniÂverÂsität Wien ist durch den EinÂsatz von “Inverse-Design” ein DurchÂbruch in der DatenÂverÂarÂbeitung gelunÂgen. Diese MethÂode ermöglicht es AlgoÂrithÂmen ein SysÂtem auf der GrundÂlage gewĂĽnÂschter FunkÂtioÂnen zu konÂfigÂuriÂeren wobei manuelles Design und komÂplexe SimÂuÂlaÂtioÂnen durch EinÂsatz von KĂĽnÂstlichÂer IntelÂliÂgenz umganÂgen werÂden. Das ErgebÂnis ist ein intelÂliÂgentes “UniÂverÂsalÂgerät”, das SpinÂwellen (“Magnonen”) nutzt, um mehrere DatenÂverÂarÂbeitungsaufÂgaben mit auĂźergewöhnÂlichÂer EnergieefÂfizienz auszufĂĽhren. Diese in Nature ElecÂtronÂics veröfÂfentlichte InnoÂvaÂtion stellt einen bahnÂbrechenÂden Fortschritt im BereÂich unkonÂvenÂtioneller DatenÂverÂarÂbeitung dar und bietet ein erheÂblichÂes PotenÂzial fĂĽr die nächÂste GenÂerÂaÂtion von TelekomÂmuÂnikaÂtions- SysÂteÂmen.
Die modÂerne ElekÂtronÂik sieht sich kriÂtisÂchen HerÂausÂforderunÂgen gegenĂĽber, wie dem hohen EnergieÂverÂbrauch und der zunehmenden DesignkomÂplexÂität. In diesem ZusamÂmenÂhang bietet die MagnonÂik – die Nutzung von Magnonen oder quanÂtisierten SpinÂwellen in magÂnetisÂchen MateÂriÂalien – eine vielverÂsprechende AlterÂnaÂtive. Magnonen ermöglichen einen effizienÂten DatenÂtransÂport und eine effiziente DatenÂverÂarÂbeitung bei minÂiÂmalem EnergievÂerÂlust. Angesichts der wachÂsenden NachÂfrage nach innoÂvÂaÂtivÂen RechenÂlöÂsunÂgen, die von 5G- und komÂmenden 6G-NetÂzen bis hin zu neuÂroÂmorÂphem ComÂputÂing (das FunkÂtioÂnen des Gehirns nachahmt) reichen, stellt die MagnonÂik einen ParÂaÂdigÂmenÂwechÂsel dar: Sie definiert die Art und Weise, wie Geräte entÂworÂfen und betrieben werÂden, komÂplett neu. Andrii ChuÂmak von der ArbeitsÂgruppe NanoÂmagÂnetÂismus und MagnonÂik der UniÂverÂsität Wien und seine Kolleg*innen konÂnten nun einen innoÂvÂaÂtivÂen magnonÂisÂchen ProzesÂsor entwickÂeln, der hochgrÂaÂdig anpasÂsungsÂfähiges und energieefÂfizientes ComÂputÂing ermöglicht.
Noura ZenÂbaa, ErstauÂtorin der Studie, baute zusamÂmen mit ihren KolÂleÂgen um Dieter SĂĽss, Gruppe der Physik der FunkÂtionÂsÂmaÂteÂriÂalien an der UniÂverÂsität Wien, einen einziÂgarÂtiÂgen VerÂsuchÂsaufÂbau mit 49 indiÂviduÂell gesÂteuerten StromÂschleifen auf einem YttriÂum-Eisen-Granat (YIG)-Film. Diese Schleifen erzeugten abstimmÂbare MagÂnetÂfelder zur Steuerung und ManipÂuÂlaÂtion von Magnonen. Mit einem “Inverse-Design”-Ansatz ermöglichte das Team AlgoÂrithÂmen, die optiÂmalen KonÂfigÂuÂraÂtioÂnen zu besÂtimÂmen, um die gewĂĽnÂschtÂen GeräteÂfunkÂtionÂalÂitäten zu erreÂichen, und vereÂinÂfachte so den DesignÂprozess erheÂblich. EinÂer der AlgoÂrithÂmen nutzte maschinelles LerÂnen, eine Form der kĂĽnÂstlichen IntelÂliÂgenz (KI). Per DefÂiÂnÂiÂtion ist kĂĽnÂstliche IntelÂliÂgenz eine TechÂnoloÂgie, die es ComÂputÂern und MaschiÂnen ermöglicht, menÂschlichÂes LerÂnen, VerÂständÂnis, ProbÂlemÂlöÂsung, EntscheiÂdungsÂfindÂung, KreativÂität und Autonomie zu simulieren. Nach mehr als zwei Jahren EntwickÂlungs- und Testzeit hat das Team viele HerÂausÂforderunÂgen gemeisÂtert. “Es war ein harÂter Weg, aber unglaublich lohnend zu sehen, wie es schlussendlich zu unseren ersten erfolÂgreÂichen MesÂsunÂgen kam”, sagte Noura ZenÂbaa.
UmweltÂfreÂundlichere TechÂnoloÂgien schafÂfen
Der ProÂtoÂtyp des Teams hatÂte zwei SchlĂĽsÂselÂfunkÂtioÂnen: Er fungierte als BandsperÂrfilÂter (eine KomÂpoÂnente, die besÂtimmte FreÂquenÂzen blockÂiert) und als DemulÂtiÂplexÂer (ein Gerät, das SigÂnale an verÂschiedene AusÂgänge weitÂerÂleitÂet). Diese FunkÂtionÂalÂitäten sind fĂĽr die drahtÂlose KomÂmuÂnikaÂtion der nächÂsten GenÂerÂaÂtion wie 5G und 6G von entscheiÂdenÂder BedeuÂtung. Im GegenÂsatz zu herkömmÂlichen SysÂteÂmen, die maĂźgeschneiÂderte KomÂpoÂnenÂten erfordern, kann diese vielÂseitÂige HardÂware fĂĽr verÂschiedene AnwenÂdunÂgen angepasst werÂden, wodurch KomÂplexÂität, Kosten und EnergieÂverÂbrauch reduziert werÂden. Laufende ForschungsarÂbeitÂen zeigen, dass das Gerät auch alle logisÂchen OperÂaÂtioÂnen mit BinärÂdatÂen ausÂfĂĽhren kann und bei entsprechenÂder Skalierung mit herkömmÂlichen ComÂputÂern konkurÂriÂeren könÂnte.
Das Team plant, diese TechÂnoloÂgie in neuÂroÂmorÂphe ComÂputÂer und andere fortschritÂtliche SysÂteme zu inteÂgriÂeren. Der aktuelle ProÂtoÂtyp ist zwar groĂź und energieinÂtenÂsiv, doch eine Verkleinerung auf unter 100 NanomeÂter könÂnte eine auĂźergewöhnÂliche Effizienz ermöglichen, den Weg fĂĽr eine energiesÂparende, uniÂverselle DatenÂverÂarÂbeitung ebnen und LösunÂgen fĂĽr umweltÂfreÂundlichere ComÂputÂertechÂnoloÂgien schafÂfen. “Dieses ProÂjekt war ein kĂĽhnes UnterÂfanÂgen mit vieÂlen UnbekanÂnten”, so Andrii ChuÂmak, leiÂtÂenÂder Autor der Studie. “Doch unsere ersten MesÂsunÂgen bestätigten die MachÂbarkeit – dieses Konzept funkÂtionÂiert. Unsere ErgebÂnisse zeigen, wie kĂĽnÂstliche IntelÂliÂgenz das GebiÂet der Physik veränÂdert, ähnÂlich wie ChatÂGÂPT das Schreiben von TexÂten und die Lehre neu gestalÂtet.”
OrigÂiÂnalpubÂlikaÂtion
Noura ZenÂbaa, Claas Albert, FabiÂan MajÂcen, Michael KerÂber, RosÂtyslav O. SerÂha, SebasÂtÂian Knauer, Qi Wang, Thomas SchreÂfl, Dieter Suess, Andrii V. ChuÂmak. A uniÂverÂsal inverse-design magnonÂic device.
In Nature ElecÂtronÂics
DOI 10.1038/s41928-024–01333‑7
Quelle: PressemitÂteilung