Die jüngste Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz, insbesondere durch das chinesische Unternehmen DeepSeek, könnte einen Wendepunkt in der KI-Branche markieren. DeepSeek hat mit seinen Modellen R1 und V3 eine bemerkenswerte Leistung zu einem Bruchteil der üblichen Kosten erreicht. Dies ist nicht nur eine geringfügige Kostensenkung, sondern eine Reduzierung um Größenordnungen, die den Aufwand für die Entwicklung von KI der Spitzenklasse drastisch verringert.
Parallelen zur Dotcom-Blase
Diese Entwicklung erinnert stark an die Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende. Damals investierten Unternehmen Hunderte von Milliarden in den Ausbau der Internetinfrastruktur, insbesondere in die Verlegung von Glasfaserkabeln unter den Ozeanen. Sie schufen eine Infrastruktur, die ausreichte, um das Wachstum des Internetverkehrs für 50 Jahre zu bewältigen. Alle waren überzeugt, dass dies die Zukunft sei. Doch sie hatten sich entscheidend verrechnet: Die geschaffene Infrastruktur übertraf die tatsächliche Nachfrage bei weitem1Hier beziehe ich mich weitgehend auf die Gedanken von GC Cooke auf X .
Ein ähnliches Muster zeichnet sich heute in der KI-Branche ab. Unternehmen investieren Milliarden in den Aufbau von KI-Infrastrukturen und ‑Kapazitäten. Sequoia prognostiziert, dass die KI-Branche 600 Milliarden Dollar Umsatz benötigt, um die derzeitigen Investitionen zu rechtfertigen2“KI-Wunder” Deepseek aus China: Geben die KI-Konzerne viel zu viel Geld aus?3DeepSeek R1 vs. OpenAI o1: Installation, Funktionen, Preisgestaltung. Aktuell erreicht die Branche jedoch erst 10% dieses Ziels. Diese enorme Diskrepanz zwischen Erwartungen und Realität erinnert stark an die Situation vor dem Platzen der Dotcom-Blase.
KI-Investitionen auf dem Prüfstand
Der Durchbruch von DeepSeek in der effizienten KI-Entwicklung stellt nun viele der massiven Infrastrukturinvestitionen in Frage. Milliardenschwere Investitionen in Rechenzentren und Hardware erscheinen plötzlich überdimensioniert, möglicherweise sogar verschwenderisch.
Der aktuelle KI-Boom zeigt ähnliche Muster wie zur Zeit der Dotcom-Blase, jedoch in noch größerem Ausmaß. DeepSeek R1 kostet nur etwa 2% dessen, was Nutzer für das Modell O1 von OpenAI ausgeben würden. Die spezifischen Preise verdeutlichen diesen Unterschied:
Modell | Input-Kosten (pro Million Token) | Output-Kosten (pro Million Token) |
---|---|---|
DeepSeek R1 | $0.55 | $2.19 |
OpenAI O1 | $15.00 | $60.00 |
Nicht minder drastisch ist der Unterschied bei der Beschäftigtenzahl und den Investitionen. Während OpenAI 4.500 Beschäftigte zählt und bis dato 6 Mrd. Dollar eingesammelt hat, kommt DeepSeek mit 200 Beschäftigen und 10 Mio. Entwicklungskosten aus.
Vom Ende der Knappheit zur Ernüchterung
Die aktuellen KI-Bewertungen basieren auf Annahmen, die durch diese Entwicklung grundlegend infrage gestellt werden. Das bisherige Wirtschaftsmodell der KI-Branche basierte auf der Annahme der Knappheit — nur wenige Unternehmen konnten es sich leisten, leistungsstarke KI zu entwickeln. Mit dem Durchbruch von DeepSeek scheint diese künstliche Knappheit zu verschwinden. Historisch gesehen führt das Verschwinden künstlicher Knappheit oft zum Platzen von Blasen.
Wie das Internet im Jahr 2000 könnte auch die KI-Branche vor einem “Tiefpunkt der Ernüchterung” stehen. Nicht weil die Technologie nicht funktioniert, sondern weil eine ganze Branche auf Annahmen aufgebaut wurde, die möglicherweise nicht mehr zutreffen4Vgl. dazu: Big Tech has a big DeepSeek problem.
Kundenorientierung bekommt mehr Gewicht
Die Geschichte lehrt uns jedoch auch, dass nach solchen Einbrüchen oft die wahre Revolution beginnt. Nach dem Dot-Com-Crash, als viele das Internet für “tot” erklärten, begannen Unternehmen wie Amazon, reale Probleme für ihre Kunden zu lösen, anstatt in unnötige Infrastruktur zu investieren.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die KI-Branche in den kommenden Jahren entwickeln wird. Die Effizienzsteigerungen durch Unternehmen wie DeepSeek könnten zu einer Neuausrichtung der gesamten Branche führen, weg von massiven Infrastrukturinvestitionen hin zu effizienteren, kundenorientierten Lösungen5DeepSeek-R1 is a boon for enterprises — making AI apps cheaper, easier to build, and more innovative. Gleichzeitig deuten Maßnahmen wie die Beschränkung der Registrierung auf chinesische Mobilfunknummern durch DeepSeek auf mögliche geopolitische Implikationen dieser technologischen Entwicklung hin.