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TraÂdiÂtionelle InnoÂvaÂtionÂsprozesse oriÂenÂtieren sich stark an techÂnisÂchem Fortschritt und ökonomisÂchem Nutzen. GleÂichÂwohl sind gesellschaftliche HerÂausÂforderunÂgen wie demografisÂchÂer WanÂdel, DigÂiÂtalÂisierung und KliÂmawanÂdel mit rein techÂnisÂchen LösunÂgen nicht zu bewältiÂgen. InnoÂvaÂtionÂssysÂteme mĂĽssen daher neben techÂnolÂoÂgisÂchen EntwickÂlunÂgen auch soziale Dynamiken berĂĽckÂsichtiÂgen. Dabei sollte jedoch beachtet werÂden, dass die TrenÂnung zwisÂchen techÂnisÂchen und sozialen InnoÂvaÂtioÂnen in der PraxÂis nicht strikt ist: TechÂnolÂoÂgisÂche NeuerunÂgen könÂnen erheÂbliche soziale EffekÂte entÂfalÂten, während soziale InnoÂvaÂtioÂnen zunehmend wirtschaftliche ModÂelle inteÂgriÂeren.
Radikale und inkreÂmentelle InnoÂvaÂtioÂnen
In der Forschung wird klasÂsisch zwisÂchen radikalen und inkreÂmentellen InnoÂvaÂtioÂnen unterÂschieden:
- Radikale InnoÂvaÂtioÂnen sind funÂdaÂmenÂtale NeuerunÂgen mit hohem VeränÂderungspotenÂzial. Sie entsteÂhen nicht völÂlig unabÂhängig vom Markt, sonÂdern sind in spezÂiÂfisÂche gesellschaftliche und techÂnolÂoÂgisÂche KonÂtexte eingeÂbetÂtet.
- InkreÂmentelle InnoÂvaÂtioÂnen verbessern besteÂhende ProÂdukÂte oder Prozesse schritÂtweise. Auch sie könÂnen in ihrer kumuÂlaÂtivÂen Wirkung weitreÂichende TransÂforÂmaÂtioÂnen ausÂlösen.
BeiÂde Ansätze greifen heute zunehmend ineinanÂder. InnoÂvaÂtionÂsprozesse verÂlaufen iterÂaÂtiv, adapÂtiv und verknĂĽpfen techÂnoloÂgiegetriebene mit bedarfÂsoriÂenÂtierten PerÂspekÂtivÂen.
Rolle sozialer InnoÂvaÂtioÂnen
Soziale InnoÂvaÂtioÂnen adressieren gesellschaftliche BedĂĽrfnisse durch neue OrganÂiÂsaÂtionsÂforÂmen, VerÂhalÂtensweisen und KoopÂerÂaÂtionsÂmodÂelle. Beispiele reichen von BĂĽrgerenÂergiegenossenÂschaften und Urban GarÂdenÂing bis hin zu SharÂing-PlatÂtforÂmen und SozialunÂternehmen. Sie unterÂscheiÂden sich in ReichÂweite und Wirkung: Manche bleiben lokal und schwÂer skalierÂbar, andere entwickÂeln sich zu ökonomisch relÂeÂvanÂten Akteuren. Ihr Fokus liegt zwar häuÂfig auf gesellschaftlichem MehrwÂert, doch viele IniÂtiaÂtivÂen verÂfolÂgen inzwisÂchen hybride ModÂelle, die gesellschaftliche Wirkung mit ökonomisÂchÂer Tragfähigkeit verbinden.
EinÂbindung sozialer Akteure
ZivilgeÂsellschaftliche Akteure – darunter NGOs, BĂĽrgÂeriniÂtiaÂtivÂen und NetÂzwÂerke – leisÂten wichtige Beiträge zur EntwickÂlung und VerÂbreÂitung sozialer InnoÂvaÂtioÂnen. Doch ihre Rolle ist ambivaÂlent:
- Abhängigkeit vom Staat: Viele NGOs sind in hohem MaĂźe auf staatliche FörderunÂgen und ProÂjekÂtÂmitÂtel angewiesen. Dadurch entsteÂhen Risiken poliÂtisÂchÂer EinÂflussnahme und theÂmaÂtisÂchÂer PfadÂabÂhängigkeit. OrganÂiÂsaÂtioÂnen passen ihre ProÂgramme oft an staatliche PriÂorÂitäten an, was die Vielfalt sozialer InnoÂvaÂtioÂnen einÂschränken kann.
- ParteipoliÂtisÂche Nähe: Manche NGOs verÂfolÂgen fakÂtisch parteipoliÂtisÂche AgenÂden, was ihre GlaubÂwĂĽrdigkeit als unabÂhängige Akteure schwächt.
- Fehlende PluÂralÂität: Wenn FörderÂlogiken besÂtimmte Ansätze bevorzuÂgen, gerÂatÂen alterÂnaÂtive oder unkonÂvenÂtionelle InnoÂvaÂtionÂspÂfade ins HinÂtertrÂeÂfÂfen.
Neben NGOs spieÂlen auch Unternehmen, staatliche InstiÂtuÂtioÂnen und interÂnaÂtionale OrganÂiÂsaÂtioÂnen eine zenÂtrale Rolle. Sie sind nicht nur UnterÂstĂĽtzer, sonÂdern häuÂfig selbÂst Treiber sozialer InnoÂvaÂtioÂnen.
Verteilte KĂĽnÂstliche IntelÂliÂgenz als InnoÂvaÂtionÂstreiber
Ein neues EleÂment modÂernÂer InnoÂvaÂtionÂssysÂteme ist die verteilte KĂĽnÂstliche IntelÂliÂgenz (KI). Dabei hanÂdelt es sich nicht um zenÂtrale, monoÂlithisÂche SysÂteme, sonÂdern um NetÂzwÂerke von KI-AgenÂten, die koopÂerÂaÂtiv DatÂen verÂarÂbeitÂen, EntscheiÂdunÂgen unterÂstĂĽtzen und komÂplexe ProbÂleme adressieren. Ihre Rolle zeigt sich in drei DimenÂsioÂnen:
- TechÂnolÂoÂgisÂche InnoÂvaÂtion: Verteilte KI-SysÂteme ermöglichen radikale wie inkreÂmentelle InnoÂvaÂtioÂnen – etwa durch die OptiÂmierung dezenÂtraler EnergiesysÂteme, MobilÂitätÂslöÂsunÂgen oder perÂsonÂalÂisiertÂer GesundÂheitsÂdiÂenÂste.
- Enabler sozialer InnoÂvaÂtioÂnen: KI kann soziale InnoÂvaÂtionÂsprozesse unterÂstĂĽtzen, indem sie TransÂparenz schafft (z. B. in parÂtizipaÂtivÂen PlatÂtforÂmen), RessourceÂnalÂlokaÂtion verbessert (z. B. in SharÂing-SysÂteÂmen) und die SkalierÂbarkeit lokaler ProÂjekÂte erleÂichtert.
- Neue AbhängigkeitÂen: GleÂichzeitÂig entsteÂhen Risiken – etwa durch techÂnolÂoÂgisÂche IntransÂparenz, Abhängigkeit von weniÂgen InfraÂstrukÂturbeÂtreibern und die Gefahr algoÂrithÂmisÂchÂer VerzÂerÂrunÂgen. Damit könÂnen Werte wie ParÂtizipaÂtion und Autonomie unter Druck gerÂatÂen.
- Verteilte KI eröffnet also sowohl ChanÂcen fĂĽr die InteÂgraÂtion sozialer und techÂnisÂchÂer InnoÂvaÂtioÂnen als auch neue GovÂerÂnance-HerÂausÂforderunÂgen.
HerÂausÂforderunÂgen und PerÂspekÂtivÂen
Die Förderung sozialer InnoÂvaÂtioÂnen erfordert geeignete RahÂmenbeÂdinÂgunÂgen – etwa ExperÂiÂmenÂtierÂräume wie Social InnoÂvaÂtion Labs oder Hubs. Eine zenÂtrale HerÂausÂforderung liegt in der MessÂbarkeit sozialer Wirkung: Während techÂnisÂche InnoÂvaÂtioÂnen meist anhand ökonomisÂchÂer IndikaÂtoren bewÂertet werÂden, fehlt es bei sozialen InnoÂvaÂtioÂnen an stanÂdarÂdÂisierten MessÂgrößen.
Die vielfach geforderte VerknĂĽpÂfung von techÂnisÂchen und sozialen InnoÂvaÂtioÂnen zeigt sich besonÂders am Beispiel verteilÂter KI: Sie kann soziale InnoÂvaÂtioÂnen beschleÂuÂniÂgen, aber auch neue AbhängigkeitÂen und SpanÂnunÂgen erzeuÂgen. GovÂerÂnance-ModÂelle mĂĽssen daher so gestalÂtet sein, dass sie techÂnolÂoÂgisÂche EffizienÂzgewinne mit sozialer LegitÂimÂität verbinden.
FazÂit
Soziale InnoÂvaÂtioÂnen sind ein bedeuÂtenÂdes EleÂment modÂernÂer InnoÂvaÂtionÂssysÂteme, das techÂnisÂche EntwickÂlunÂgen ergänzt, aber nicht automaÂtisch gleÂichrangig neben ihnen steÂht. Ihre WirkÂsamkeit hängt stark von KonÂtextfakÂtoren wie instiÂtuÂtioneller UnterÂstĂĽtzung, Finanzierung, SkalierÂbarkeit und UnabÂhängigkeit ab.
Verteilte KĂĽnÂstliche IntelÂliÂgenz verÂstärkt die Notwendigkeit, techÂnisÂche und soziale Dynamiken zusamÂmengedacht zu entwickÂeln. Sie kann gesellschaftliche InnoÂvaÂtionspotenÂziale freisetÂzen, bringt jedoch zugleÂich neue AbhängigkeitÂen und Risiken mit sich. Eine zukunÂftÂsoriÂenÂtierte InnoÂvaÂtionÂspoliÂtik sollte daher einen inteÂgraÂtivÂen, difÂferenÂzierten Ansatz verÂfolÂgen, der soziale InnoÂvaÂtionÂskraft, techÂnolÂoÂgisÂche EntwickÂlunÂgen und die GovÂerÂnance verteilÂter KI sysÂtemÂaÂtisch miteinanÂder verbindet.
Quelle:
Soziale InnoÂvaÂtioÂnen.. Eine relÂeÂvante Säule fĂĽr modÂerne InnoÂvaÂtionÂssysÂteme
