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In dem Beitrag Forget the hype — real AI agents solve bounded problems, not open-world fantasies kritisiert Sean Falconer die unrealistischen Erwartungen an KI-Agenten, die alles können sollen. Die Realität ist:
- 99% Genauigkeit reicht nicht: In kritischen Geschäftsprozessen wie Finanzen oder Gesundheitswesen ist selbst ein 1%iger Fehler inakzeptabel
- Open-World-Probleme sind zu komplex: Systeme, die alles können und sich an unbekannte Situationen anpassen sollen, sind mit der heutigen Technologie nicht zuverlässig umsetzbar
- Hype führt zu Lähmung: Führungskräfte werden von der Komplexität überwältigt und wissen nicht, wo sie anfangen sollen
Open-World vs. Closed-World Probleme
Open-World Eigenschaften:
- Unbegrenzte Zeit- und Raumparameter
- Unvollständige Informationen
- Emergente, nicht vordefinierte Aufgaben
- Extrem schwer testbar
Closed-World Eigenschaften:
- Klar definierter Umfang
- Vollständige Informationen (im jeweiligen Bereich)
- Feste, wiederholbare Aufgaben
- Gut testbar
Die meisten Unternehmensprobleme sind Closed-World-Probleme: Rechnungsabgleich, Vertragsvalidierung, Betrugserkennung, Schadenbearbeitung, Bestandsprognosen.
Wie echte Unternehmens-Agenten aussehen
Echte KI-Agenten im Unternehmen:
- Sind ereignisgesteuert: Reagieren auf Systemänderungen, nicht auf Benutzereingaben
- Arbeiten autonom: Handeln ohne menschliche Initiierung
- Laufen kontinuierlich: Arbeiten im Hintergrund, nicht nur für einzelne Aufgaben
- Sind meist asynchron: Blockieren keine Arbeitsabläufe
Praktische Beispiele:
- Rechnungsverarbeitung: Agent überwacht neue Rechnungen, extrahiert Felder, prüft gegen Bestellungen, leitet zur Genehmigung weiter
- Kundeneinführung: Agent reagiert auf neue Kontoerstellung, überprüft Dokumente, führt KYC-Checks durch, personalisiert Willkommensnachricht
Architektur-Ansatz
Agent = Ereignisgesteuerte Microservice + Kontextdaten + LLM
- Agenten sind moderne Microservices mit Intelligenz
- Aufbau durch Kombination bestehender Modelle, Tools und Logik
- Softwareentwicklungsproblem, nicht Modellierungsproblem
Determinismus trotz probabilistischer Modelle
Problem: LLMs sind nicht deterministisch, Geschäftsprozesse brauchen aber Verlässlichkeit.
Lösung: Deterministische Infrastruktur um non-deterministische Modelle bauen:
- Bekannte Tools direkt aufrufen, nicht vom Modell entscheiden lassen
- Statische Workflows definieren statt dynamische Entscheidungsfindung
- Vorhersagbare Ein- und Ausgaben nicht verkomplizieren
Vorteile ereignisgesteuerter Multi-Agenten-Systeme
- Lose Kopplung: Agenten müssen sich nicht kennen
- Parallelisierung: Arbeit kann parallel ablaufen
- Isolierte Fehler: Ausfälle sind isoliert und wiederherstellbar
- Beobachtbarkeit: Jede Komponente kann isoliert getestet werden
Warum Testen in Open-World-Szenarien schwer ist
- Unbegrenzte Eingaben: Testsuiten für “alles” sind unmöglich
- Mehrdeutige Ausgaben: Erfolgskriterien können je nach Kontext variieren
- Kombinatorische Explosion: Unendlich viele Situationen zu testen
Closed-World-Probleme machen Testen praktikabel:
- Eingaben sind begrenzt
- Erwartete Ausgaben sind definierbar
- Randfälle können simuliert werden
Fazit: Das richtige Fundament bauen
Die Zukunft der KI im Unternehmen beginnt nicht mit AGI, sondern mit Automatisierung, die funktioniert:
- Fokus auf Closed-World-Probleme: Strukturiert, begrenzt, mit klarem ROI
- Schrittweise Erfolge: Korrekt weitergeleitete Ansprüche, präzise geparste Dokumente, rechtzeitige Kundennachfassungen
- Bewährte Softwareentwicklung: Probleme aufteilen, komponierbare Systeme bauen, testbare Komponenten verbinden
Kernbotschaft: Statt auf die nächste technologische Revolution zu warten, sollten Unternehmen die vor ihnen liegenden, klar definierten Probleme mit bewährten Softwareentwicklungsprinzipien und heutiger KI-Technologie lösen.