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Weshalb KI schon längst im Handw­erk angekom­men ist und welche greif- und mess­baren Vorteile sich daraus schon jet­zt für die Betriebe ergeben, erläutert der Blog­ger, Keynote Speak­er und Berater im Handw­erk, Christoph Krause (Foto), im Gespräch mit KI-Agen­ten. 

  • Christoph, was treibt dich als Blog­ger, Keynote Speak­er und Berater im Handw­erk um, und welche Rolle spielt die KI dabei?

Handw­erk war für mich schon immer der Inbe­griff von Inno­va­tion. Wo son­st kann man Ideen so schnell umset­zen, direkt mit eige­nen Hän­den Neues erschaf­fen, Prob­leme kreativ lösen? Ich bin in dieser Welt aufgewach­sen, wir als Fam­i­lie haben selb­st einen Handw­erks­be­trieb, den wir jeden Tag gestal­ten. Wir wis­sen, was es bedeutet, mit Tra­di­tion zu arbeit­en, aber gle­ichzeit­ig nach vorne zu denken.

Als Design­er brenne ich für Trans­for­ma­tion. Mich fasziniert, wie neue Tech­nolo­gien das Handw­erk nicht erset­zen, son­dern ver­stärken kön­nen. KI ist für mich kein abstrak­ter Code, son­dern ein Werkzeug wie der Hobel für den Schrein­er oder der Laser für den Met­all­bauer. Sie hil­ft uns, Prozesse schlauer zu gestal­ten, Fehler zu min­imieren und Tal­ente gezielt einzuset­zen. Und genau das will ich zeigen: Dass KI eine echte Chance sein kann – nicht nur für große Indus­triebe­triebe, son­dern für jede Werk­statt, jede Baustelle und jede Man­u­fak­tur, die bere­it ist, ihren Hor­i­zont zu erweit­ern.

  • Warum sollte sich ein klas­sis­ch­er Handw­erks­be­trieb mit KI beschäfti­gen – ist das nicht noch zu weit weg vom Tages­geschäft?

Nein, KI ist längst im Handw­erk angekom­men – nur oft unbe­merkt. Wer ein mod­ernes CRM nutzt, Wer­beanzeigen automa­tisiert oder mit smarten Buch­hal­tung­spro­gram­men arbeit­et, set­zt bere­its KI ein. Hier geben die Her­steller von dig­i­tal­en Tools im Handw­erk schon richtig Gas.

Der entschei­dende Punkt ist: KI macht Betriebe pro­duk­tiv­er. Ein gutes Beispiel ist die Bäck­erei Grünewald. Dort opti­miert KI nicht nur die Bestell­men­gen, son­dern bezieht Wet­ter­dat­en, Saisonale Trends und Tagesver­läufe mit ein. Das Ergeb­nis? Weniger Retouren, gerin­gere Kosten und eine genauere Pro­duk­tion­s­pla­nung.

Ein Maler­be­trieb kann mit einem KI-gestützten Ange­bots­gen­er­a­tor in weni­gen Minuten eine exak­te Kostenkalku­la­tion erstellen – statt Stun­den damit zu ver­brin­gen, Preise zu ver­gle­ichen und manuell zu kalkulieren. Die Frage ist also nicht, ob KI im Handw­erk eine Rolle spielt, son­dern wie schnell man sie für sich nutzt.

  • Wie kön­nen KI-Assis­ten­ten und weit­ge­hend autonom han­del­nde KI-Agen­ten die Automa­tisierung von Rou­tineauf­gaben in Handw­erks­be­trieben unter­stützen?

Die größten Zeit­fress­er im Handw­erk sind Rou­tineauf­gaben: Ter­min­vere­in­barun­gen, Mate­ri­albestel­lun­gen, Baustel­len­doku­men­ta­tion. Genau hier kann KI helfen.

Ein Prax­is­beispiel ist Mem­o­Meis­ter – eine KI-gestützte Baustellen-App. Statt hand­schriftliche Noti­zen zu schreiben oder What­sApp-Chats zu durch­suchen, erfasst man Infor­ma­tio­nen per Spracheingabe und die KI erstellt automa­tisch struk­turi­erte Berichte. Das spart Stun­den an Büroar­beit.

Oder nehmen wir die Schim­mel GmbH, die einen KI-gestützten Chat­bot nutzt, um Sanierungsan­fra­gen automa­tisch vorzuqual­i­fizieren. Der Bot stellt Fra­gen zur gewün­scht­en Sanierung und erstellt einen Maß­nah­men­plan. Das spart 70–80 % der Zeit in der Pla­nung und sorgt für mehr Aufträge mit höher­er Kun­den­zufrieden­heit.

  • Wie kön­nen KI-Agen­ten Handw­erk­er bei der Pla­nung und Durch­führung kom­plex­er Pro­jek­te unter­stützen?

Pro­jek­t­pla­nung ist oft ein Mix aus Erfahrungswerten, Excel-Lis­ten und Bauchge­fühl. KI kann hier für mehr Präzi­sion sor­gen.

Die Fir­ma ZEP-Team Dachdeck­erei nutzt Drohnen, die KI-gestützte 3D-Mod­elle von Däch­ern erstellen. Statt aufwendig Ver­mes­sun­gen mit Maßband oder Laser durchzuführen, fliegt die Drohne das Gebäude ab und erstellt automa­tisch exak­te Bau­pläne. Das spart Zeit, erhöht die Genauigkeit und reduziert Nachar­beit­en.

Ein weit­eres Beispiel ist die BLOME GmbH, die KI für das Recruit­ing ein­set­zt. Ein KI-gestützter Chat­bot übern­immt die erste Bewer­berqual­i­fika­tion und stellt gezielte Fra­gen zur Eig­nung. So wer­den nur noch Bewer­ber ein­ge­laden, die wirk­lich passen – das spart enorm viel Zeit im Auswahl­prozess.

  • Ist es für dich vorstell­bar, dass KI-Agen­ten in Gestalt von Robot­ern oder Cobots dem­nächst im Handw­erk als “Mitar­beit­er” auf­tauchen?

Das passiert bere­its! Cobots, also kol­lab­o­ra­tive Robot­er, sind in ersten Handw­erks­be­trieben schon im Ein­satz.

Ein gutes Beispiel ist der Maler­ro­bot­er von Con­Botics, den Maler­meis­ter Robert Sachs testet. Der Robot­er übern­immt großflächige Spritzarbeit­en, während der Men­sch sich auf die Details konzen­tri­ert. Das senkt die kör­per­liche Belas­tung und erhöht die Effizienz – ein echter Gamechang­er für Maler­be­triebe.

In der Met­al­lver­ar­beitung gibt es bere­its KI-gestützte Schweißro­bot­er, die per Kam­era Fehler erken­nen und in Echtzeit Anpas­sun­gen vornehmen. Und auch in der Bauwirtschaft gibt es span­nende Ansätze, z. B. für das Mauern per Robot­er­arm.

Das Entschei­dende ist: Robot­er wer­den den Men­schen nicht erset­zen, son­dern ergänzen.

  • Welchen Beitrag kön­nen KI-Assis­ten­ten und KI-Agen­ten zur Steigerung der Wet­tbe­werb­s­fähigkeit von Handw­erks­be­trieben leis­ten – lässt sich das messen oder irgend­wie in Zahlen aus­drück­en?

Defin­i­tiv. Unternehmen, die KI ein­set­zen, erzie­len:

  • 30 % höhere Effizienz durch opti­mierte Abläufe.
  • 20–50 % weniger Fehler durch KI-gestützte Kon­trolle.
  • Bis zu 60 % Zeit­erspar­nis in der Pro­jek­t­pla­nung und dig­i­tal­en Abwick­lung.

Ein weit­eres Beispiel: Die Bäck­erei Biere spart durch KI-opti­mierte Ofen­s­teuerung 8–12 % Energie pro Monat ein. Das bedeutet tausende Euro weniger Energiekosten pro Jahr. Das hil­ft den energiein­ten­siv­en Handw­erken.

  • Welche tech­nis­chen und organ­isatorischen Her­aus­forderun­gen gilt es all­ge­mein beim Ein­satz von KI im Handw­erk zu über­winden?

Die größten Hür­den sind:

  1. Daten­qual­ität – Ohne gute Dat­en (z. B. saubere Zeit­er­fas­sung oder kor­rek­te Mate­ri­alkosten) kann KI keine guten Entschei­dun­gen tre­f­fen.
  2. Schnittstel­len­prob­leme – Viele Handw­erks­be­triebe nutzen ver­schiedene Soft­warelö­sun­gen, die oft nicht miteinan­der kom­mu­nizieren.
  3. Akzep­tanz im Team – Mitar­beit­er müssen mitgenom­men wer­den, damit sie KI nicht als Bedro­hung, son­dern als Erle­ichterung sehen.
  • Was sagst du dem Inhab­er eines Handw­erks­be­triebs, der sich der Bedeu­tung der KI für sein Tages­geschäft bewusst ist, jedoch noch zögert, sich damit ern­sthaft zu beschäfti­gen? Wie sollte er vorge­hen?

Mein Tipp: Fang klein an!

  1. Teste eine ein­fache KI-Lösung, z. B. für die Baustel­len­doku­men­ta­tion oder ein KI-gestütztes Buch­hal­tungstool.
  2. Mach ein Pilot­pro­jekt, bevor du große Investi­tio­nen tätigst.
  3. Lass dein Team mit­machen – Schu­lun­gen und Work­shops helfen enorm.
  4. Nutze vorhan­dene För­der­mit­tel, z. B. über das Mit­tel­stand-Dig­i­tal Zen­trum Handw­erk
  5. KI-Train­er nutzen, im Net­zw­erk Mit­tel­stand-Dig­i­tal gibt es aktuell über 100 KI-Train­er die man bun­desweit anfra­gen kann. www.mittelstand-digital.de

Am wichtig­sten: Ein­fach losle­gen. KI ist kein Zukun­ft­s­the­ma – sie passiert jet­zt!

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