Von Ralf Keuper
Als ich mich vor gut zwanzig Jahren für Agenten zu interessieren begann, stand die Entwicklung erst am Anfang. Zwar gab es schon erste Forschungsprojekte, vor allem im Bereich Logistik und in der Produktionsplanung, in denen mit Agenten und Multiagenten-Systemen experimentiert wurde - die Grenzen wurden jedoch schnell deutlich, sobald sie mit anderen Agenten in sicherheitsrelevanten Bereichen kommunizieren sollten.
Schnell kamen Skeptiker zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Anwendungsmöglichkeiten für Agenten nur sehr begrenzt sei; auf das Internet seien sie nicht oder nur sehr eingeschränkt anwendbar. Einzig bei der Informationssammlung und -gewinnung wurde ihnen zugestanden, einen Beitrag leisten zu können.
Dennoch zeigten sich Richard Murch und Tony Johnson in ihrem Buch Agentechnologie. Eine Einführung im Jahr 2000 davon überzeugt, dass die Zukunft für die Agentenchnologie vielversprechend ist:
Wir befinden uns im Anfangsstadium, das wir als die >>erste Generation<< von Agenten bezeichnen können. Künftige Produkte werden Intelligenz, Persönlichkeit und interaktive Funktionen umfassen.
Heute lösen die KI-Agenten die meisten Versprechungen von damals ein - mehr noch, sie lassen vermuten, dass sie ihren Aktionsradius noch deutlich ausdehnen werden.
Für Frank Yu handelt es sich bei KI-Agenten im Wesentlichen um mehrdimensionale Softwarekonstrukte, die mit minimaler menschlicher Anleitung wahrnehmen, lernen, Entscheidungen treffen und Maßnahmen ergreifen können.
Sie zeichnen sich laut Yu durch sechs Eigenschaften aus:
- Mission: Ein zentraler Zweck, der ihre Ziele, ihr Verhalten und ihre Entwicklung leitet.
- Wissenssysteme: Mechanismen zum aktiven Sammeln, Kategorisieren und Verstehen von Informationen über die Welt um sie herum.
- Inference Engine: Fähigkeiten, über Daten und Situationen nachzudenken, um zu logischen Schlussfolgerungen zu gelangen.
- Gedächtnisarchitektur: Repositories, die Erfahrungen, Lernprozesse und Ergebnisse verfolgen, um eine kontinuierliche Selbstverbesserung zu ermöglichen.
- Sensorische Fähigkeiten: Werkzeuge zur Erfassung und Analyse von Umweltdaten durch visuelle, texthelle und andere Stimuli.
- Abgestufte Autonomie: Stufe der Unabhängigkeit, um ohne menschliche Aufsicht zu funktionieren, zu urteilen und zu reagieren.
Bei allem Optimismus bleibt dennoch festzuhalten, dass auch in der Agententechnologie die Bäume nicht in den Himmel wachsen - daran ändern die z.T. rasanten Fortschritte im Bereich der generativen KI nur wenig. Deshalb werden wir auf diesem Blog hin und wieder einen Abgleich zwischen den Versprechungen und Ankündigungen und der Praxis vornehmen.
Quellen / Weiterführende Informationen:
AI.MAG-KI-TECH MAGAZIN Ausgabe-1-2024
Die Rückkehr der Multiagentensysteme — Dank LLMs
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